Red Hat gewinnt alte Selbstsicherheit zurück

11.12.2006
Die erste Aufregung nach dem Angriff von Oracle und dem Vertrag zwischen Novell und Microsoft hat sich gelegt.

Alex Pinchev, weltweiter Verkaufschef bei Red Hat, sieht keine bewegenden Auswirkungen aus den Ankündigungen Oracles, eine Red-Hat-basierende Linux-Variante auf den Markt zu bringen. Auch den Vertrag zwischen Novell und Microsoft hält er für ein "Non-Event". Pinchevs Aussagen, zitiert vom britischen Nachrichtendienst "Newswire", lassen erkennen, dass nach der ersten Aufregung beim Linux-Distributor wieder "Business as usual" Einzug hält - zumindest nach außen hin.

Der Red-Hat-Manager bestätigt eine erste Einschätzung seines Unternehmens, dass Oracles Ansinnen auf nichts anderes als eine weitere Linux-Distribution hinauslaufen werde, was Pinchev wie gehabt als "Forking" geißelt. Die Aussichten Oracles seien aber denkbar schlecht, weil die Datenbankspezialist immer nur eine Kopie ins Spiel bringen könne: "Was ist der Wert, den Oracle zu bringen versucht? Fragen Sie Oracle nach ihrer Roadmap! Die Antwort wird sein, man möge Red Hat fragen."

Entgegen den vollmundigen Versprechungen von Larry Ellison, werde das Linux von Oracle zwangsläufig weniger sicher sein, weil der Anbieter Red Hat nur kopieren können, wenn er auf die Patches des Distributors warte. Daraus folgert Pinchev: "Sie liefern keine Innovation, verspätete Patches und Releases, keine wirkliche Kenntnis von Open Source und keine Beziehung zur Community. Wo ist also der Wert?"

Der anfangs von Red Hat heftig kritisierte Deal zwischen Novell und Microsoft ist für Pinchev inzwischen ein Ereignis, das nicht stattgefunden hat. Der einstige Aufreger, nämlich die Versicherung für Suse-Linux-Anwender gegen Urheberrechtsklagen, ist keiner mehr, weil eine Klage nie gedroht habe. Denn Linux sei ebenso omnipräsent wie Microsoft-Systeme. Daraus ergibt sich für Pinchev ein Quasi-Verbot für Microsoft, gegen Anwender wegen angeblicher Patentverletzungen durch Linux vorzugehen: "Würden Sie Ihre eigenen Kunden verklagen? Ich tät's nicht und glaube auch nicht, dass Microsoft es jemals tun wird." Red Hat werde keinen vergleichbaren Deal mit Microsoft anstreben: "Für uns ist die Open-Source-Community nicht verkäuflich. Innovation steht nicht zum Verkauf." (ls)