Personalsuche im Mittelstand

Recruiting ist Chefsache

22.07.2013
Laut einer Studie des Bitkom fehlen in der ITK-Branche 18.000 Fachkräfte. Auch bei Iteratec werden laufend IT-Spezialisten gebraucht. Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter ist beim Unterhachinger IT- und Beratungshaus deshalb Chefsache.

Der älteste Mitarbeiter, den Klaus Eberhardt eingestellt hat, war fast 60 Jahre alt. „Wir können nicht nur über den Fachkräftemangel lamentieren, wir müssen handeln“, sagt der Geschäftsführer des IT- und Beratungshauses iteratec in Unterhaching. Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Mitarbeiterzahl auf knapp 200 verdoppelt. Auch 2013 sucht das Unternehmen neue IT-Spezialisten, um Kunden zu beraten, für sie Unternehmensarchitekturen zu konzipieren oder Software zu entwickeln. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, sei eine Herausforderung, räumt Eberhardt ein: „Natürlich merken wir, dass Experten fehlen, zumal wir sehr hohe Anforderungen stellen.“ Dazu gehören die „exzellenten fachlichen Kenntnisse“ und „der Wunsch, das eigene Wissen ständig weiterzuentwickeln“. Auch sollten sich die Bewerber nicht auf bestimmte Technologien festlegen.

„Wir können nicht nur über den Fachkräftemangel lamentieren, wir müssen handeln.“, sagt Klaus Eberhardt von iteratec.
„Wir können nicht nur über den Fachkräftemangel lamentieren, wir müssen handeln.“, sagt Klaus Eberhardt von iteratec.
Foto: Privat

Eberhardt hat schon mehrere Wellen des Fachkräftemangels miterlebt: „Gegen Ende der 90er Jahre stellte sich das Y2K-Problem, darauf folgten die Euro-Einführung im bargeldlosen Zahlungsverkehr und der Sturm der Unternehmen ins Internet.“ Heute gebe es keine Wellen mehr, der Fachkräftemangel sei Normalzustand, der sich aus Eberhardts Sicht verschärfen wird: „Unser Alltag ist viel stärker von IT und Softwaresystemen durchdrungen als vor zehn oder 15 Jahren. Wir brauchen deshalb immer mehr IT-Wissen auch an Stellen, an denen es nicht gleich vermutet wird. Kaum ein Unternehmen kommt mehr ohne IT-Fachkräfte aus. Diese können mittelständische Firmen immer schwerer finden, da auch die Industrie einen großen Bedarf an IT-Profis hat.“ Deutschland fehlen 43.000 IT-Experten, davon 18.000 in der ITK-Branche selbst und 25.000 in Unternehmen aller anderen Branchen, so eine aktuelle BITKOM-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte.

Mit Offenheit Bewerber überzeugen

Damit die Entwicklung des Unternehmens nicht ins Stocken gerät, hat iteratec-Geschäftsführer Eberhardt die Rekrutierung neuer Kollegen von Anfang an zur Chefsache erklärt. „Exzellente Mitarbeiter erreichen wir nur, wenn wir signalisieren: Du bist für uns das Wichtigste“. Magnet im Recruiting ist für Eberhardt deshalb die Unternehmenskultur: „Offenheit, Respekt, Zugang zu Informationen und Einbindung in Entscheidungen sind für uns wichtige Werte. Wir merken, dass diese bei Bewerbern, die selbstbestimmt arbeiten wollen, sehr gut ankommen“. Dieses Werteverständnis spiegelt sich auch im Organigramm des Unternehmens wider, in dem die Mitarbeiter oben und die Führungskräfte unten stehen. Dazu Eberhardt: „Wir nennen das dienende Führung. Als Dienstleister entlasten wir unsere Kunden, aber auch intern ist das unser Motto. Was kann ich tun, um meinen Kollegen zu helfen?“

Mit dieser Grundhaltung begleitet der iteratec-Gründer den Bewerbungsprozess und nimmt sich die Zeit, Kandidaten, die zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden, persönlich zu treffen. „Wir wollen möglichst viel von unserem potenziellen Mitarbeiter erfahren; dieser hat aber umgekehrt das Recht, alles über das Unternehmen, das Team und nach Möglichkeit über seine künftigen Aufgaben zu erfahren, so dass er die bestmögliche Entscheidung treffen kann“, sagt Eberhardt.

Kununu als wichtiger Kontaktpunkt

Um potenzielle Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen, zeigt sich iteratec an möglichst vielen Stellen. Ein wichtiger Kontaktpunkt zu den Bewerbern ist für iteratec das Bewertungsportal kununu. Über 38.000 Mal wurde das Profil von iteratec allein im ersten Jahr abgerufen. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter sowie Bewerber haben hier für jeden frei einsehbar ihre Eindrücke hinterlegt. „Wer nach einer Stelle sucht, verschafft sich einen ersten Eindruck im Internet. Dem Informationsbedürfnis kommen wir über Auftritte in Xing, auf Twitter und YouTube, aber auch auf kununu entgegen“, so Anja Berry, Verantwortliche für das Personalmarketing der iteratec. Auch die eigene Webseite gibt Aufschluss über Bewerbungsverfahren und Firmenkultur. Kontakt zu Bewerbern sucht das Unternehmen auch auf Jobmessen. Interessanten Kandidaten werden dann auch mal eingeladen, sich beim organisierten Frühstück in den Filialen selbst ein Bild zu machen.

Im Rahmen des Hochschulmarketings unterstützt iteratec außerdem den Masterstudiengang IT-Management und Consulting der Uni Hamburg, sponsert die Orientierungsphase des interdisziplinären Studiengangs "Informationswirtschaft" am Karlsruher Institut für Technologie und beteiligt sich an den Informatiktagen für Studierende der Gesellschaft für Informatik. Mitarbeiter des Unternehmens halten regelmäßig Gastvorlesungen an Universitäten und Fachhochschulen wie zum Beispiel an der LMU München und der Universität St. Gallen, um unter anderem mit möglichen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.

„Wir stecken einen verhältnismäßigen hohen Aufwand in den Personalmarketing- und Rekrutierungsprozess“, so Klaus Eberhardt. “Aber am Ende des Tages lohnt er sich.“ Schließlich bekomme man so die Mitarbeiter, die die hohen Anforderungen erfüllen können. Fast noch wichtiger als das Finden neuer Mitarbeiter ist es aber, die aktuellen zu halten. Mit Erfolg: Die Fluktuationsrate liegt bei sechs Prozent. (am)