PCM macht sich für Integration zwischen

Rechnerwelten stark: NAS will nicht mehr nur Distributor sei

23.10.1987

FRANKFURT (ch) - NAS will die Rolle des reinen Distributors IBM-kompatibler Hitachi-Großrechner abstreifen und auch eigene Produkte auf den Markt bringen. Dies erklärte John Curran, General Manager Europe der NAS, in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Schwerpunkt der Entwicklungen sind Mainframe-Add-ons, die der Kommunikation zwischen den verschiedenen existierenden Rechnerwelten dienen.

Um sich im Wettbewerb gegen IBM wie auch gegen die PCM-Rivalen ein größeres Gewicht zu verschaffen, sei NAS in der jüngeren Vergangenheit eine Reihe strategischer Kooperationen mit Know-how-schweren Partnern eingegangen, sagte Curran. Im Mittelpunkt stehe dabei immer die Integration der für den speziellen NAS-Kundenkreis neben IBM wichtigsten Rechnergalaxien: DEC, die Unix-Welt und Cray.

Ein Beispiel dafür ist Interlink, ein US-Unternehmen das sich mit der Anbindung der DEC-Welt an IBM-Rechner beschäftigt. NAS hat sich in diese Firma eingekauft. Bei Interlink entsteht nun ein Produkt, welches der Natsemi-Tochter einen entscheidenden Vorsprung sichern soll, wenn es um die Integration der normalerweise kaufmännisch orientierten IBM-Welt und dem von DEC dominierten technischen Bereich geht.

Austausch von Daten ermöglichen

Die Entwicklung einer Software-Plattform für den Einsatz von Unix-Maschinen in einer IBM-Umgebung mit den Eigenschaften des Network File System hat ein Abkommen zwischen dem Workstation-Hersteller Sun Microsystems und NAS zum Ziel. Damit soll der Austausch von Daten, Programmen und Rechenleistungen im Workstation-Mainframe-Verbund ermöglicht werden. Diese Software soll auch anderen interessierten Anbietern zugänglich gemacht werden, um sie als Standard zu etablieren.

Weiter kaufte NAS ein einst von Sperry ins Leben gerufenes Unternehmen, das sich mit dem Austausch von Daten zwischen Rechnern von Sperry, IBM und Cray befaßt hatte. Als Software Development Group von NAS entwickelt es jetzt Anbindungsmöglichkeiten an Cray-Superrechner und daneben Software für die eigenen Vektorzusätze.

Mit konkreten Produktankündigungen für die drei genannten Bereiche ist, so der Manager, in den nächsten "drei bis zwölf Monaten" zu rechnen.

NAS konzentriert seit etwa drei Jahren seine Vertriebsbesühungen auf "Very Large Accounts", also Großkunden. Bei diesen waren NAS-Experten auf ein DV-Problem gestoßen, welches sie alle in gleicher Weise beschäftigte, und zwar ganz unabhängig von ihrer Branche: die Unverträglichkeit der verschiedenen Rechnerwelten, vor allem von IBM und DEC. "Manche Unternehmen setzen Profs auf den IBM-Maschinen und All-in-One auf DEC ein", erklärte Curran, "aber sie können sich nicht einmal per Electronic Mail eine Nachricht zukommen lassen. Einer unserer Kunden muß die interne Kommunikation per Telex abwickeln!"

Viele Unternehmen, so eine weitere Beobachtung des neuen Europachefs, tendierten mittlerweile dazu, im Großrechnerbereich zweigleisig zu fahren und neben IBM auch den ihrer Meinung nach besten PCM zum Zuge kommen zu lassen. Daher liege es nahe, sich das beschriebene Kommunikationsproblem ihrer Kundschaft zu eigen zu machen und Produkte zu entwicklen, die die Lücke ausfüllten. So will NAS zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Eine Lösung bereitstellen, die auch IBM nicht anbieten kann, und sich gleichzeitig von der PCM-Konkurrenz absetzen.

Unter den Mitbewerbern im PCM-Bereich vertreibt bekanntlich neben NAS auch die BASF/Siemens-Tochter Comparex die Maschinen des japanischen Herstellers Hitachi. Dabei werde NAS sicherzustellen wissen, so Curran, daß nur das eigene Unternehmen und nicht auch die kompatible Konkurrenz von den Entwicklungsanstrengungen profitiere. Näheres dazu wollte der NAS-Manager allerdings einer noch für diesen Herbst geplanten Produktankündigung vorbehalten.

Ohne eigenes Label

Auch im Workstation-Markt will National Semiconductor mitmischen, sobald "auf diesem Gebiet eine gewisse Stabilisierung eintritt". Mittelfristig sei eine eigene, universell einsetzbare Hochleistungs-Workstation mit Einbindungsmöglichkeiten in die Großrechnerwelt angestrebt. Diese Maschine werde allerdings nicht das NAS-Label tragen, sondern ein anderes, "vielleicht National Semiconductor Workstation Division". Noch weiter ins Low-End zu gehen, etwa auch in den PC-Markt einzusteigen, sei nicht geplant.