Informationsangebot wurde 1986 nur wenig genutzt:

Recherche via Online-Datenbanken zu aufwendig

09.01.1987

MÜNCHEN (CW) - Der Markt für "Informationen" ist 1986 in Bewegung geraten: Rund 200 Online-Datenbanken unterschiedlichster Couleur standen Ende des Jahres in Deutschland auf der Angebotsliste. Das Interesse am direkten Zugriff auf das "Wissen der Welt" hielt sich bislang allerdings in Grenzen. Fazit der letzten zwölf Monate: Als Bezugsquelle spielen Datenbanken in den Unternehmen praktisch keine Rolle.

Über 70 Prozent aller Informationen beziehen mittelständische Unternehmen immer noch über die persönliche Kommunikation. Dies ergab eine Mitte letzten Jahres vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführte Untersuchung über das Informationsverhalten in den Betrieben. Das Auffinden der richtigen und nützlichen Informationen aus dem immensen Angebot an Daten scheitert meistens an dem Aufwand den kleine und mittlere Unternehmen dafür betreiben müssen.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) übte Kritik: Gerade der Mangel an Benutzerorientierung verhindere einen schnellen Durchbruch dieser Informationsquellen. Allerdings, so bemängelte der BDI im Februar 1986, werde aber auch die Information als Ressource im Produktionsprozeß in ihrer vollen Bedeutung noch nicht richtig eingeschätzt.

Das quantitative Defizit auf der Produktpalette nahm dagegen weiter ab. Mehr als 2800 solcher Informationssammelstellen standen dem Benutzer weltweit zur Verfügung. Auf der Angebotsseite waren die USA und Kanada mit einem Anteil von drei Vierteln vertreten; Europa stellte etwa 20 Prozent. Die Bundesrepublik konnte 1986 ihren Anteil auf rund 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (4,5 Prozent) steigern.

Der Schwerpunkt im internationalen Datenbankangebot lag 1986 im Bereich "wirtschaftliche und ökonomische Informationen", die gut die Hälfte der öffentlich verfügbaren Datenbanken ausmachten. Der Bereich "Technik" brachte es auf einen Anteil von 15 Prozent; "Biomedizin und Naturwissenschaften" belegten 11 vom Hundert. Alle übrigen Fachbereiche zusammen konnten einen Anteil von 22 Prozent verbuchen.

Bis 1989, so errechnete die kalifornische Market Research Company Anfang letzten Jahres, soll das Marktvolumen für Online-Datenbanken insgesamt auf mehr als vier Milliarden Dollar anwachsen. Der Industriebereich könne mit durchschnittlichen Steigerungsraten von 21 Prozent rechnen, hieß es in der Studie des Instituts.

Doch Service-Anbieter in den USA warnen bereits vor allzu großen Hoffnungen: Unattraktiv könnte der Online-Service werden, wenn die Preise für Kommunikationsdienste gesetzlich erhöht und gleichzeitig die Steuer für Datentransfer angehoben würde.