Xephon-Studie nimmt CICS-Release 1.6 unter die Lupe:

Reaktion auf RDO ist vorläufig nur lauwarm

17.01.1986

LONDON (kul) - Nur bedingt konnte sich bisher das vor zwei Jahren angekündigte CICS-Release 1.6 bei den britischen Anwendern behaupten. Zu diesem Gesamtergebnis kommt das britische Marktforschungsinstitut Xephon in der Studie "CICS in Action".

Eingeschränkt wird die Aussage der Untersuchung allerdings dadurch, daß sich von 500 angeschriebenen Usern lediglich 121 an der Untersuchung beteiligten. In ihrer Analyse konnten die britischen Analytiker gegenüber ihrer 1984 durchgeführten CICS-Studie (siehe CW Nr. 31 vom 27. 7. 1984, Seite 10) kaum wesentliche Veränderungen der User-Meinungen feststellen. So ermittelten sie, daß als Hauptgrund für die Zurückhaltung der Kunden immer noch ein Mangel an Zeit- und Personal-Ressourcen gilt. Auch sind die meisten Anwender weiterhin auf die Vorgänger-Version, Release 1.5, eingeschworen.

Als einer der gravierendsten Mängel des IBM-Produkts gilt nach wie vor der mangelhafte Speicherschutz. Ein Teil der Befragten charakterisierte das System ferner als übermäßig kompliziert. Gefordert wurden außerdem verbesserte Sicherheitseinrichtungen sowie Online-Maintenance für alle CICS-Tabellen.

Als maximal "lauwarm" bezeichnen die britischen Marktforscher die Reaktion der Benutzer auf die in Release 1.6 eingeführte Resource-Definition-Online-Facility (RDO). Nur 1,61 Prozent der befragten DOS-User machen von der Einrichtung Gebrauch. Besser schnitt RDO bei den OS-Anwendern ab: 35,5 Prozent von ihnen arbeiten mit der neuen Facility. Es sei jedoch wahrscheinlich, so ist der Studie zu entnehmen, daß die Gesamtzahl der RDO-User, langfristig weite ansteigen werde, da die Systemprogrammierer mit der Einrichtung immer vertrauter würden.

Auch auf die Frage nach den wesentlichen Stärken des IBM-Produkts zeigten sich gegenüber dem Ergebnis von 1984 nur geringfügige Abweichungen. Flexibilität, Stabilität und Zuverlässigkeit sind dabei nach wie vor die Schlagworte, mit denen die Befragten das System belegten. Obwohl manche IBM-Kunden die Komplexität von CICS kritisiert hatten, rühmten viele es doch andererseits als besonders benutzerfreundlich.

Die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Programmiersprache, so ergab die Untersuchung, war Cobol (51,6 Prozent). Applikationsgeneratoren machten weitere 23,7 Prozent des Gesamt-Codebestands aus. Dabei zeigten sich im Vergleich zwischen DOS- und OS-Usern nur geringfügige Unterschiede.

Als weiteres Ergebnis der Studie kristallisierte sich heraus, daß beim Release 1.6 das geringe Angebot an Applikationen auf Makro-Ebene zugunsten der ressourcenintensiveren Command-Level geht. So wurden 86,8 Prozent der Benutzerprogramme unter Verwendung des Command-Level-Application-Programming-Interface geschrieben.

Bei 47,9 Prozent der Installationen kamen in relativ geringem Umfang Macro-Level-Programme zum Einsatz. Lediglich 11,9 Prozent der User verwendeten vorwiegend auf dem Macro-Level konzipierte Software. Die Xephon-Analytiker rechnen damit, daß IBM als Folge der Support-Reduzierung für die Macro-Level-Applikationen verstärkt CPU-Kapazität verkaufen wird.

Ein niederschmetterndes Resultat erbrachte die Frage, welche CICS-Recovery-Methoden verwendet werden und welche Probleme es in diesem Bereich gibt: Bei der Mehrzahl der interviewten Anwender gab es entweder gar keine oder nur unzureichende Recovery-Vorkehrungen - im Vertrauen darauf, eine Datei durch Neueingabe der verlorenen Daten rekonstruieren zu können.