Drastische Sparmaßnahmen angekündigt

Razorfish schreibt rote Zahlen

23.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Razorfish hat im vierten Quartal 2000 einen Nettoverlust von 19,8 Millionen Dollar ausgewiesen. Die Einnahmen fielen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um fünf Prozent auf 50,1 Millionen Dollar.

Für das gesamte Fiskaljahr meldete das New Yorker Unternehmen, das Kunden bei der Konzeption, Entwicklung und Implementierung von Unternehmenslösungen unterstützt, einen Umsatz von 268 Millionen Dollar. Gleichzeitig muss der einstige Börsenliebling ein Minus von 5,2 Millionen Dollar beziehungsweise einen Verlust je Aktie von sechs Cent verbuchen. Vor einem Jahr stand die Aktie noch bei 54 Dollar - jetzt ist sie keine zwei Dollar mehr wert.

Firmenchef Jeff Dachis begründete die negative Geschäftsentwicklung mit "den einschneidenden Veränderungen in der Internet-Industrie" sowie einer selektiveren Ausgabenpolitik der Unternehmen. Wie andere Web-Agenturen leidet auch Razorfish unter dem Sterben der Dotcoms, die einen großen Teil seiner Kunden darstellen. Aber auch Firmen der Old Economy wie Ford, 3Com und Sony, die Razorfish zu seinen Auftraggebern zählt, kaufen längst "nicht mehr alles", so Dachis.

Dachis erklärte, sein Unternehmen werde "aggressive" Maßnahmen ergreifen, um bis zum Ende des zweiten Quartals wieder einen positiven Cashflow zu erreichen. Schon vor der Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse hatte Razorfish angekündigt, 400 der weltweit derzeit rund 1500 Arbeitsplätze zu streichen. An den deutschen Standorten in Hamburg, Frankfurt und München sollen rund zehn Prozent der 150 Mitarbeiter betroffen sein. Auch die Ausgaben für Personal, Einrichtung, Reisekosten und Marketing will der Web-Consultant kürzen. Die Angestellten sollen künftig andere Incentives erhalten.

Umstrukturierung beschlossen

Mit den Sparmaßnahmen, für die Razorfish mit Aufwendungen von sieben bis acht Millionen Dollar rechnet, erhofft sich die Company, die für das laufende Jahr veranschlagten Ausgaben um 70 Millionen Dollar senken zu können. Beschlossen wurde zudem eine Neustrukturierung der weltweit 15 Geschäftsstellen. Die Organisation soll in die Bereiche "Demand" (Business Development, Client Services und Marketing), "Supply"(strategische Konzeption, kreative Umsetzung und Projektmanagement) sowie "Operations (Human Resources, Corporate Technology Services und Legal Services) gegliedert werden.

Gleichzeitig will das Internet-Beratungsunternehmen seine Services ausbauen, um den steigenden Ansprüchen potenzieller Kunden besser gerecht zu werden. Zu Recht, meint Steven Birer, Analyst bei Robertson Stephens. Gefragt seien mittlerweile komplexe Integrationsleistungen, die weit über die reine Website-Entwicklung hinausgehen. Birer äußerte sich positiv zum geplanten Sparkurs Dennoch seien die aktuellen Zahlen nicht gerade ermutigend.