Elektronische Zeiterfassung

Randstad will mit der Vermarktung seiner IT-Lösung Geld verdienen

27.10.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

IT will Geld verdienen

Randstad ist der Auftraggeber für die Lösung und der Urheber des abgebildeten Prozesses und Funktionen. Für die eigentliche Entwicklung, den Betrieb und den Support zeichne ein externer Partner verantwortlich, sagt Schultheis. Aber um die Lösung, inklusive der notwendigen Hardware ("E-Box" und Transponder-Chips), zu vermarkten, hat Randstad eine eigene Organisation gegründet.

Einen ersten "neutralen" Kunden hat der Personaldienstleister offenbar auch schon an Land gezogen. Und wie Schultheis versichert, gibt es "zehn bis 15 weitere Interessenten".

Jeder Anwender bekommt quasi den vollen Funktionsumfang, den er via Customizing an seine Bedürfnisse anpassen kann. Abgerechnet wird flexibel auf Basis der Nutzerzahlen und Nutzungsdauer.

Und wozu der Aufwand? "Wir haben uns überlegt, wie wir die weitere Entwicklung der Software finanzieren können", lautet Schultheis' nüchterne Antwort, "und der Weiterverkauf erschien uns als praktikable Lösung. Bei der künftigen Entwicklung der Lösung hat Schultheis vor allem die verstärkte Nutzung von mobilen Endgeräten im betrieblichen Umfeld und Service im Auge. Außerdem soll die Möglichkeit der Schichtplanung ausgebaut werden.

Die meisten "sinnvollen" Einsparungsmöglichkeiten hat der CIO eigenen Angaben zufolge ja weitgehend ausgeschöpft: "Da segeln wir hart am Wind." Deshalb wolle die IT jetzt tatsächlich Geld verdienen.

Werner Schultheis, Director IT der Randstad Deutschland GmbH & Co. KG
Werner Schultheis, Director IT der Randstad Deutschland GmbH & Co. KG
Foto: Randstad

Vier IT-Teams

In ihrem Charakter bleibe die Unternehmens-IT aber unberührt, versichert Schultheis: "Unser Hauptziel ist es immer noch, das Unternehmen so gut wie möglich zu unterstützen." Nur dass diese Kompetenz jetzt halt teilweise am Markt zu kaufen sei.

Die Idee dafür kam aus dem Produkt-Management des IT-Bereichs "E.Solutions", der sich vornehmlich mit der Zeiterfassung und dem dafür bestimmten Portal beschäftigt. Der Bereich untergliedert sich in vier Teams: Neben dem Produkt-Management sind das Entwicklung, Consulting & Support sowie Account-Management. Er bildet eine klare Kundenschnittstelle - zu den internen Disponenten, den eigenen Mitarbeitern im Kundenunternehmen und zu den Kunden selbst.

Die IT als Ganzes widmet sich ebenfalls vor allem vier Aufgaben: IT-Operations, IT-Services, also insbesondere Helpdesk und Scan-Service, SAP-Anwendungen und eben E.Solutions. Der Helpdesk ist zum Teil ausgelagert, wird aber von Randstad gemanagt.

Zeitarbeit für den Server

Den SAP-Betrieb erledigt der Dienstleister Itelligence, mit dem Randstad vor kurzem bereits einen Folgevertrag ausgehandelt hat. In das SAP-System fließen jährlich etwa 700 Changes ein, die in vier Releases gebündelt werden. Das bedeutet eine relativ hohe Frequenz, die zur Anpassungsfähigkeit der IT an die Anwenderbedürfnisse beitragen soll.

Generell steht Schultheis dem Thema Outsourcing positiv gegenüber. Dafür spricht beispielsweise die Verlängerung des Vertrags mit Itelligence, der aus seiner Sicht ein "gesundes Preis-Leitungs-Verhältnis" aufweist - selbstverständlich mit eingebauten Anpassungsklauseln, denn: "Wenn ein Kontrakt länger läuft als drei Jahre, muss man sicher nachjustieren." Allerdings sollte man sich auch gut überlegen, ob ein Wechsel unter dem Strich wirklich Aufwand spare: "Der Umzug kostet auch Geld, ist aber zeitweise wohl unumgänglich."

Auch in Sachen Cloud hat Randstad weniger Berührungsängste als das Gros der deutschen Unternehmen. Für Schultheis bedeutet die Wolke nicht nur die Virtualisierung der eigenen Server: "Das haben wir schon vor sieben Jahren gemacht, darüber rede ich doch gar nicht mehr." Wenn er von der Cloud spricht, meint der Randstad-CIO tatsächlich von außen bezogene und strikt nach der notwendigen Kapazität bemessene Services, eben Zeitarbeit für den Server.

Beispielsweise verwenden die internen Randstad-Mitarbeiter E-Mail-, Kalender- und Social-Business-Funktionen von Google. Laut Schultheis ist das Lizenzmodell von Google deutlich kostengünstiger als das von "vergleichbaren Mitbewerbern". Auch das Projekt-Management-System komme aus der Cloud, beteuert er - ohne allerdings den Anbieter zu verraten: "Die Cloud bietet neue Lösungsmöglichkeiten, und wenn die gut sind, sollten wir die nehmen", resümiert er, "aber am Ende entscheidet nicht ein Glaubensbekenntnis, sondern der Business-Case."

Insourcing der Netzwerkdienste

Wenn der nicht passt, greift Schultheis auch schon mal zum Insourcing. So hat er beispielsweise im vergangenen Jahr die bis dato ausgelagerten Netzwerkdienste für 430 Niederlassungen wieder ins Unternehmen geholt und mit Unterstützung von Cisco auf Internet-Basis neu organisiert. Das Ergebnis des Projekts "SpeedLink": 59 Prozent Kosteneinsparungen im Jahr.

Aber im Großen und Ganzen schätzt Schultheis die Flexibilität, die externes Sourcing ihm einräumt: "Wir arbeiten stark zyklisch, mit einem Peak am Ende jedes Monats, also jedes Mal dann, wenn abgerechnet wird. Unsere Rechnerauslastung reicht über eine Spanne von 20 bis 100 Prozent. Infrastructure as a Service entspricht damit unserem Geschäftsmodell."