Rand-Notizen

21.06.1985

Blumenthal wollte sie, die Univac-Nachkommen hätten sie gebraucht: Offensichtlich aus börsentaktischen Gründen ist die Elefantenhochzeit zwischen Burroughs und Sperry geplatzt, noch ehe die Fusionswilligen so richtig warm miteinander werden konnten.

Ob Happy-End oder nicht: Insbesondere für Sperry, vormals Remington Rand, ist die Sache keineswegs ausgestanden. Der Alt-Mainframer gehört zu den Fußkranken, die sich aus eigener Kraft neben einer übermächtigen IBM wohl nicht halten können. Aber auch Burroughs bleibt ein Fusionskandidat - ohne Militär-Aufträge wäre der Bart ab. Meldungen über Personal-Entlassungen rücken beide Unternehmen wieder in einen aktuellen Zusammenhang.

Die Entwicklung, die die Substanz der DV-Industrie bedroht, ist zwar längst nicht mehr auf die großen alten Traditionsträger beschränkt (Gegenbeispiele: Apple, aber auch Data General oder Wang), doch die BUNCH-Mitglieder sind besonders gefährdet, weil sie dem Expansionsdrang der IBM im Großrechnergeschäft noch entgegenstellen. Ihr Widerstand ist zwar nahezu gebrochen - Big Blue braucht indes jeden Marktanteilspunkt.

Welche Entwicklung ist gemeint? Nun, welcher Anwender arbeitet noch mit kleineren DV-Herstellern zusammen, wenn doch die IBM das breitere Sortiment hat und alles aus einer Hand bietet? Mit den Nicht-IBM-Anbietern verhält es sich wie mit den Tante-Emma-Läden: Steht einer kurz vor dem Ruin, hebt ein großes Jammern an, aber dazu kommt es nur, weil die Kunden nicht mehr bei ihm kaufen.

Noch haben nicht alle Anwender die Gefahr erkannt, die ihnen mit dieser Entwicklung droht. Doch was wird, wenn nur noch die IBM das Marktgeschehen bestimmt? Aber reicht der Appell an die Burroughs- und Sperry-Kunden aus, jetzt nicht panikartig in die Arme von Mother Blue zu flüchten? Es ist jedenfalls höchste Zeit, daß sich Gegenkräfte bilden. Die Fusion hätte ein Ansatz dazu sein können.