Die jüngsten Quartalsergebnisse des Netz-Primus

Rätselraten um Cisco Ergebnis

14.11.2013
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Ciscos jüngstes Quartalergebnis gibt Anlass zu Spekulationen: Die Company wuchs nur um zwei Prozent, was einige bereits als desaströs bezeichnen. Verschwörungstheoretiker sehen hierhin bereits ökonomische Auswirkungen der NSA-Schnüffelei.

Den weltweiten Umsatz um knapp zwei Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal (11,9 Milliarden Dollar) gesteigert. Angesichts der wirtschaftlichen Großwetterlage könnten solche Zahlen eigentlich positiv stimmen. Die News-Seite Quartz (qz.com) spricht dagegen von einem desaströsen Quartalsergebnis für Cisco. Ebenso gibt die Ertragslage Anlass zu Spekulationen: Während Analysten kritisierten, dass der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 01, Milliarden Dollar auf zwei Milliarden gefallen sei, lobte Cisco-Chef Chamber das erste Quartal für seine Rekord-Profitabilität. Chambers bezog sich allerdings auf Non-GAAP-Zahlen, während die Analysten ihre Kritik auf die GAAP-Ergebnisse stützen.

Nach Regionen betrachtet, konnten die Netzwerker vor allem in Amerika sowie Europa, dem Mittler Osten und Afrika (EMEA) zulegen, während das Geschäft im asiatischen Raum einbrach. Hatte der Konzern dort im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2013 noch Waren im Wert von über zwei Milliarden Dollar umgesetzt, so waren es im ersten Quartal 2014 nur noch 1,8 Milliarden Dollar. Eine Entwicklung, die viele als Beleg dafür sehen, dass die Anwender aufgrund der NSA-Affäre US-Produkten skeptischer gegenüber stehen und deshalb so manche Kaufentscheidung zurückstellen. Für die News-Site Quartz ist das ein klare Folge der Angst davor, dass die NSA US-Produkte nutzen könnte, um die Netze einfacher auszuspionieren. Quartz zufolge hätte dies etwa zu Umsatzrückgängen in Russland und Brasilien geführt. Andere wiederum sehen das Erstraken von Huawei in den sich entwickelnden Märkten als ein Grund für den Einbruch. Der chinesische Netzwerker hätte Cisco schlicht mit günstigeren Preisen die Aufträge weggeschnappt.

Interpretationen, die Cisco-Boss Chamber in einem Analysten-Call so nicht direkt bestätigen wollte. Er räumte lediglich ein, dass das Thema NSA vor dem politischen Hintergrund Chinas auf dem dortigen Markt sicherlich Auswirkungen auf Kaufentscheidungen gehabt habe. Insgesamt betrachte Chambers aber die Auswirkungen der NSA-Affäre auf die Entwicklung in den anderen emerging countries als eher marginal. Diese Umsatzrückgänge führt der Konzernchef darauf zurück, dass sich in diesen Ländern das Wirtschaftswachstum verlangsamt habe und damit Investitionsentscheidungen aufgeschoben wurden.

Interessant ist allerdings auch die Umsatzentwicklung der einzelnen Produktgattungen innerhalb des Konzerns, da sie belegen, in wie weit das Unternehmen mit seinem Transformationsprozess vorangekommen ist. Umsatzbringer Nummer Eins sind nach wie vor Routing und Switching mit etwa 48 Prozent. Ebenso wichtig ist für die Company das Thema Service, das mittlerweile 22 Prozent zum Ergebnis beisteuert. Der Shooting Star in Sachen Wachstum ist allerdings der Bereich Data Center. Im Jahresvergleich legte diese Sparte um 44 Prozent zu.