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Radikaler Ausverkauf soll Vivendi retten

26.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Bemühen, sich aus seiner momentanen Krise heraus zu manövrieren, will der hoch verschuldete Medienkonzern Vivendi Universal (Computerwoche online berichtete) innerhalb der nächsten 18 Monate Beteiligungen und Vermögenswerte in Höhe von zwölf Milliarden Euro abstoßen. Binnen der kommenden acht Monate sollen bereits Firmenbeteiligungen für fünf Milliarden Euro verkauft werden. Ziel des französisch-amerikanischen Unternehmens sei es, den momentanen Schuldenberg von 17 Milliarden Euro bis Ende 2004 auf sechs Milliarden Euro zu reduzieren, so Finanzchef Jacques Epinasse.

Zu den zur Disposition stehenden Beteiligungen zählt auch der defizitäre italienische Pay-TV-Sender Telpiu. Dieser geht nach Angaben von Vivendi-Chef Jean-René Fourtou für eine Milliarde Euro an den australischen Medienkonzern Rupert Murdoch. Davon sollen 220 Millionen Euro direkt in die Schuldentilgung fließen. Die Anteile am Bezahlsender Canal Plus Technologies sind am Mittwoch für 190 Millionen Euro von Thomson Multimedia übernommen worden. Das Geschäft mit der profitablen französischen Telefonsparte Cegetel, an der Vivendi 44 Prozent hält, würde der Konzern hingegen gerne behalten, aufgrund der prekären Finanzsituation werde man jedoch alle Angebote prüfen, so Fourtou.

Nach Angaben des Konzernchefs wird sich Vivendi Universal zudem vom gesamten Verlagswesen trennen und primär auf das Fernseh-, Film- und Musikgeschäft konzentrieren. Zum Verkauf stehen französische Verlage wie Vivendi Universal Publishing sowie Houghton Miffin in den USA. Ein Abstoßen der 40,8 Prozent Anteile, die der Konzern am weltweit größten Wasserversorger Vivendi Environnement (VE) hält, ist hingegen laut Fourtou derzeit nicht geplant. Eine erneute Mehrheitsbeteiligung soll der Konzernchef jedoch ausgeschlossen haben. (kf)