R/3-Upgrade - die Uhr tickt

16.01.2003
Von Stefan Ueberhorst
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Manche R/3-Anwender müssen jetzt eine Entscheidung treffen. Denn SAP leistet für vier seiner sechs R/3-Release-Stände nur noch in diesem Jahr den im Rahmen von Wartungsverträgen üblichen Support. Wer länger mit den alten Versionen arbeiten will, muss tiefer in die Tasche greifen, oder er nimmt ein Upgrade vor.
Release-Stände bei R/3-Installationen: Im August vergangenen Jahres hatten sich bereits 68 Prozent der deutschen R/3-Anwender (Raad Consult befragte knapp 3000 Unternehmen) für Release 4.6 oder eine höhere Version entschieden. Der Schnittpunkt der Entwicklung liegt in den Jahren 2000 und 2001, als SAP aufgrund des Drucks seiner User Group R/3 Enterprise (4.7) als „evolutionären“ Übergang vom klassischen R/3 in die Mysap-Welt ankündigte.
Release-Stände bei R/3-Installationen: Im August vergangenen Jahres hatten sich bereits 68 Prozent der deutschen R/3-Anwender (Raad Consult befragte knapp 3000 Unternehmen) für Release 4.6 oder eine höhere Version entschieden. Der Schnittpunkt der Entwicklung liegt in den Jahren 2000 und 2001, als SAP aufgrund des Drucks seiner User Group R/3 Enterprise (4.7) als „evolutionären“ Übergang vom klassischen R/3 in die Mysap-Welt ankündigte.

Betroffen sind die Versionen 3.1i, 4.0b, 4.5b und 4.6b. Für diese Releases hatte SAP im vergangenen Frühjahr angekündigt, den Support Ende 2003 einzustellen. Wollen Anwender über diesen Zeitraum hinaus eine der genannten Versionen betreiben, kommt sie der jährliche Wartungsvertrag, bislang 17,5 Prozent der Lizenzkosten, um zwei Prozent teurer. Allerdings sehen es die Walldorfer natürlich lieber, wenn die betroffenen Anwender auf die zwei verbleibenden R/3-Releases 4.6c und 4.7 (R/3 Enterprise) migrieren. Schließlich kurbelt dies nicht nur das Lizenzgeschäft an, auch der interne Aufwand des Herstellers reduziert sich mit der Konzentration seiner Wartungsverpflichtungen auf zwei statt sechs Versionen erheblich.

Für SAP-Anwender hat dies unterschiedliche Folgen. Wer ein älteres R/3-System unternehmensweit mit mehreren Modulen einsetzt und noch nicht über eine Upgrade-Strategie nachgedacht hat, für den wird es jetzt höchste Zeit. Schließlich handelt es sich bei einem Wechsel etwa auf R/3 Enterprise (4.7) auch um die Einführung von Mysap-Techniken, was einem großen Release-Wechsel gleichkommt und durchaus bis zu einem Jahr dauern kann. Dies gilt besonders dann, wenn Anwender weit reichende, vom R/3-Standard abweichende Modifikationen im System vorgenommen haben.

Keine Hardwareinvestitionen

Zumindest hinsichtlich der Infrastruktur müssen sich nicht alle Migrationswilligen den Kopf zerbrechen, denn laut SAP beansprucht der Betrieb von Version 4.7 keine größeren Hardwareressourcen als die 4.6-Vorgängerversionen. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber früheren Release-Wechseln, die nicht selten Investitionen in eine bis zu 50 Prozent leistungsfähigere Hardware erforderten.

Ernste Folgen jedoch dürfte SAPs Supportpolitik in Deutschland für nicht allzu viele Anwender haben. Laut Umfragen der Raad Consult aus Münster haben zahlreiche Unternehmen schon im vergangenen Jahr damit begonnen, sich auf den Schritt zu R/3 Enterprise beziehungsweise Mysap.com vorzubereiten. Statistisch hätten bereits im August 2002 über zwei Drittel der deutschen SAP-Anwender an einem Release 4.6 gearbeitet. Für diese Klientel sollte laut Raad-Analyst Nils Niehörster ein Wechsel auf 4.7 vergleichsweise schmerzfrei verlaufen.

Wie viele Unternehmen eine R/3-Version mit auslaufendem Wartungsvertrag einsetzen, lässt sich nicht genau beziffern. Der Online-Dienst „Computerwire“ zitiert dazu SAPs Vice President für Product Management, Arne Schmidthals, der davon ausgeht, dass weniger als die Hälfte der weltweit knapp 19000 Anwender betroffen sind. Für sie dürfte SAPs Produktstrategie allerdings spätestens seit der Ankündigung von R/3 Enterprise Anfang 2001 keine Überraschung sein.

Der Weg zu Mysap

Damals zeichnete sich ab, dass die Walldorfer mit diesem Release ihre R/3-Entwicklung nahezu einfrieren und sich auf die Mysap-Architektur konzentrieren werden. R/3 Enterprise besteht aus einem ERP-Kern (Application Core), in den die Funktionen der 4.6c-Anwendungen weitgehend übernommen wurden. Neue Entwicklungen etwa aus den betriebswirtschaftlichen Bereichen Finanzen und Personalwesen kommen in Form so genannter Extensions. Bei diesen Erweiterungen handelt es sich um gekapselte, voneinander unabhängige Einheiten, die optional zum Kernsystem aktiviert und gepflegt werden können. Sie und der im Enterprise-Paket enthaltene Web-Application-Server bilden den Einstieg in die Mysap-Welt.