Querschnitt durch Version 4.0 von Visual C++ Das Microsoft-C++ erlaubt nun auch Multithreads in Loesungen

03.11.1995

Von Michael Matzer* Im November will Microsoft den C- und C++-Compiler "Visual C++ 4.0" (VC4) auf den Markt bringen. Die wichtigsten Aenderungen gegenueber der Vorgaengerversion 2.0 bieten eine Komponentengalerie zur Einbindung von Drittanbieter-Modulen und eine einheitliche Umgebung fuer alle MS-Tools ausser Visual Basic. Ausserdem lassen sich mit VC4 Multithreading-faehige Applikationen schreiben. VC4-Entwickler koennen auf den Plattformen Windows 95 und Windows NT 3.51 arbeiten. Es lassen sich Anwendungen fuer die Plattformen Win 32s, 32-Bit-Windows und fuer Macintosh-Rechner entwickeln. Der "Appwizard", eine intelligente Folge von Dialogfenstern, fuehrt durch die notwendigen Schritte. Nun kann der Entwickler selbst Appwizard anpassen und als Schablonen zur Verfuegung stellen. Die Ausfuehrung verfuegt ueber eine Komponentengalerie, die stark an die Borland-Sprache Delphi erinnert. Aus einer Icon-Leiste lassen sich etwa Klassen und OLE-2-Steuerelemente auswaehlen und in die Anwendung integrieren. Die Microsoft Foundation Classes (MFC) sind in der aktuellen Version 4.0 um Dynamic Link Libraries (DLLs) erweitert worden, die Funktionen in Windows 95 unterstuetzen. Datenbankzugriffe etwa erlaubt das Toolset ueber ODBC-2.5-Treiber und ueber sogenannte Data Access Objects (DAO). Diese neuen MFC-Klassen benutzen die Datenbank-Engine "Jet 3.0", die auch bei Visual Basic 4.0 und Access 7.0 zum Lieferumfang gehoeren. Damit verfuegen Anwendungen, die mit diesen Tools geschrieben werden, ueber ein gemeinsames Datenformat. Wie in Vorgaengerversionen und bei vergleichbaren Konkurrenzprodukten sollen die "inkrementelle Kompilation" und die "minimale Rekonstruktion" des Kompilats Zeit sparen. Dabei uebersetzt die inkrementelle Technik nur die modifizierten Funktionen, nicht die ganze Datei. Und bei der minimalen Rekonstruktion bewirken Aenderungen an der Header-Datei, dass nur die bei der Aenderung angepassten Quelldateien rekompiliert werden muessen, jedoch nicht jede Datei, in die der Header eingebunden ist. Entwickler koennen in einem Arbeitsbereich gleichzeitig mit DLL-, Exe- und OCX-Dateien arbeiten. Zur Versionskontrolle koennen Entwicklerteams auf Systeme von Fremdanbietern, etwa "PVCS" von Intersolv, zurueckgreifen oder das Microsoft-Produkt "Sourcesafe 4.0" einsetzen. Der VC4-Compiler unterstuetzt C++-Spracheigenschaften, die in den Arbeitsblaettern des normierenden ANSI-ISO-X3J16-Komitees fuer C++ vorgesehen sind - einschliesslich Namespaces und Runtime-Typ- Informationen. Zusaetzlich enthaelt das Microsoft-Produkt auch die Standard Template Library (STL) von Hewlett-Packard. Das VC4-Upgrade kostet bei bestehendem Abonnement 240 Mark, ein neues Abonnement rund 587 Mark. Preise fuer den freien Verkauf waren noch nicht zu erfahren. Die Cross-Plattform-Version fuer den Macintosh und die RISC-Ausfuehrungen sollen im November auf den Markt kommen. *Michael Matzer ist freier Autor in Seefeld/Oberbayern.