Unternehmensbefragung der Schweizerischen Bankengesellschaft:

Qualifizierte DV-Mitarbeiter bleiben rar und teuer

01.09.1978

BASEL (sg) - Eine nennenswerte Belebung innerhalb der schweizerischen Wirtschaft scheint sich für die nächste Zeit noch nicht abzuzeichnen. Trotzdem dreht sich das Fluktuationskarussell immer schneller und beginnt sich bereits wieder dem aus den Zeiten der Hochkonjunktur erinnerlichen Tempo zu nähern. Dies ergaben zwei Untersuchungen, angestellt von der Schweizerischen Bankengesellschaft.

Von der SBG befragte Unternehmen erwarten einen weiteren Rückgang der Auslandsnachfrage für die zweite Jahreshälfte. Die Ursache hierfür wird vor allem dem hohen Wert des Franken zugeschrieben. Erstaunlicherweise zeigt sich jedoch am Personalmarkt - unbeschadet der erwarteten Abschwächung der Geschäftstätigkeit - eine zunehmende Tendenz zum Stellenwechsel.

Wie aus der SBG-Umfrage weiter hervorgeht, wechselt jeder siebte Arbeitnehmer innerhalb eines Jahres Firma und Arbeitsplatz. Dadurch entstehen, vor allem bei hochqualifiziertem Personal, oft schwer zu schließende Lücken. Unternehmen, deren EDV-Mitarbeiter sich auf das Fluktuationskarussell geschwungen haben, bekommen dies besonders schmerzlich zu spuren. Denn DV-Fachleute hat es in der Schweiz noch zu keiner Zeit genug gegeben. Wie ausgetrocknet der Arbeitsmarkt innerhalb der EDV-Branche ist, zeigt die Tatsache daß einen RPG-Programmierer zu finden schon ein Problem darstellt. Allein eine Änderung der in der Schweiz betriebenen Ausländerpolitik könnte hier eine Besserung bringen.

Für die unter Personalknappheit qualifizierter DV-Mitarbeiter leidenden Unternehmen dürften jedoch Spekulationen auf Lockerung der Ausländergesetze für absehbare Zeit frommes Wunschdenken bleiben. So bleibt nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und höhere Gehälter zu bezahlen. Der Apfel ist wiederum so sauer nicht, wenn berücksichtigt wird, was der Ersatz eines ausgeschiedenen Mitarbeiters kostet. Je nach Qualifikation und Funktion werden dabei von Insidern Beträge bis zu 100 000 Franken für Anwerbung und Einarbeitung eines neuen Kollegen genannt.

So nimmt es nicht wunder, wenn verantwortliche Manager zunehmend versuchen, durch Bezahlung auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage entstandener Gehälter absprungbereite Mitarbeiter bei der Stange zu halten.