Berufsakademie will im Studium Theorie mit Unternehmenspraxis verbinden:

Qualifikationen des Fachingenieurs erweitern

22.11.1985

MANNHEIM (CW) - Eine Alternative zum traditionellen Hochschulstudium der Informatik will die Institution der Berufsakademie (BA) mit dem Weg zum Diplom-Ingenieur BA aufzeigen. Dem häufig bemängelten fehlenden Praxisbezug soll für die Studierenden ein fester Ausbildungsrhythmus von Unternehmen und Staatlicher Studienakademie entgegenwirken.

Mit den Schwerpunkten "Prozeßdatenverarbeitung" und "Telematik" wird ab Oktober 1986 im Ausbildungsbereich Technik an den Berufsakademien Mannheim und Stuttgart die Fachrichtung "Technische Informatik" - bisher noch als Arbeitstitel - ihren Studienbetrieb aufnehmen. Diesen neuen Ausbildungsweg segnet ein Beschluß des Ministerrats des Landes Baden-Württemberg ab.

Die Berufsakademie, eine Einrichtung im tertiären Bildungsbereich, vermittelt an der Staatlichen Studienakademie und in den Ausbildungsstätten eine wissenschaftsbezogene und zugleich praxisorientierte berufliche Bildung innerhalb von drei Jahren. Diese Ausbildung steht den vergleichbaren berufsbefähigenden Abschlüssen an staatlichen Hochschulen gleich. Sie schließt mit dem Diplom-lngenieur BA ab.

Ein wesentliches Strukturmerkmal der Berufsakademie besteht in dem gleichberechtigten Zusammenwirken von Ausbildungsbetrieben und Staatlichen Studienakademien. So haben auch bei der Erstellung der Ausbildungs- und Studienpläne in der "Technischen Informatik" Fachleute aus der Unternehmenspraxis mitgewirkt.

Das Studium in der Fachrichtung Technische Informatik besteht aus dem Grundstudium (1. bis 4. Halbjahr) und dem Vertiefungsstudium (5. und 6. Halbjahr) mit den Schwerpunkten Telematik /Bürokommunikation und Prozeßdatenverarbeitung (siehe Grafik).

In den ersten vier Halbjahren wird in der theoretischen Ausbildung ein breites ingenieurwissenschaftliches Grundlagenwissen vermittelt. Es umfaßt neben den naturwissenschaftlichen Fächern (Mathematik und Physik) die allgemeinen elektrotechnischen Grundlagenfächer Digitaltechnik, Nachrichtentechnik, Meßtechnik, Elektronik und Regelungstechnik. Hinzu kommen aus dem Bereich der Informatik: Grundlagen der Informatik, Algorithmen und Datenstrukturen, Mikroprozessortechnik, Programmentwurf, Programmieren und Rechnerarchitektur.

Mit dieser Aufteilung in Prozeßdatenverarbeitung und - insbesondere - in die Telematik will man der künftigen Entwicklung in der DV-Branche Rechnung tragen.

Hier findet durch moderne Kommunikationsnetze eine immer stärker werdende Verbindung zwischen Datenverarbeitung, Kommunikationstechnik, industrieller Automation, Bürotechnik und Unterhaltungselektronik statt. Für diese sich ändernde Marktsituation gibt es heute noch zuwenig Fachkräfte.

Mit der Fachrichtung "Telematik" paßt sich die Berufsakademie Mannheim Bedürfnissen der Wirtschaft an. Schwerpunkte dieser Ausbildung sind im Vertiefungsstadium neben dem allgemeinen Software- und System-Engineering die Vermittlungs- und Übertragungstechnik sowie Sprach-, Bild-, Text- und Datenkommunikation sowie deren Verarbeitung. Hinzu kommen die Themenbereiche Marketing und Betriebswirtschaft, um den künftigen Diplom-Ingenieuren BA mit Hilfe akquisitorischer Fähigkeiten den Einstieg in den Vertriebsbereich zu erleichtern. Gerade hier wird aufgrund des umfassenden Gebietes technisches Verständnis immer mehr erwartet.

Die Vertiefungsfachrichtung "Prozeßdatenverarbeitung" sieht ihren Schwerpunkt im Einsatz der Datenverarbeitung innerhalb der Fertigung. Die Ausbildung enthält hier neben dem allgemeinen Software- System-Engineering die Themen die Leittechnik, alle Bereiche im Zusammenhang mit "CA" (Computer Aided ...) sowie Fertigungssteuerung und flexible Fertigungssysteme.

Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis gestattet eine optimale Einführung der Studierenden in das ingenieurmäßige Arbeiten. Ziel ist es, Ingenieure mit fundierten Kenntnissen in der Informatik auszubilden, die sowohl beim Hersteller als auch beim Anwender Platz finden können. Die Absolventen sollen in der Lage sein, sich in die verschiedensten Anwendungen schnell einzudenken, Schnittstellen zu definieren, um mit der Kenntnis der im eigenen Hause oder auf dem Markt vorhandenen Möglichkeiten rationelle und ergonomische Lösungen zu konzipieren und zu realisieren. Mit dieser Ausbildung wird der BA-Absolvent Forderungen der Wirtschaft nach einer praxisnahen und fachübergreifenden Ausbildung gerecht. Wahl- und Vertiefungsfächer bereiten dabei auf die für den Anwender interessanten Einsatzgebiete theoretisch vor. Bundesdeutsche Computer-Hersteller und Anwenderfirmen haben ihre Beteiligung an dem neuen Studiengang bereits zugesagt.

Informationen: Berufsakademie Mannheim, Staatliche Studienakademie, Coblitzweg 7, 6800 Mannheim 25, Telefon: 06 21/2 92-46 21, Dr. Edgar Dietrich.