Qual der Wahl

09.04.1993

Die Frage, ob Mehrplatz-Systeme oder PC-Netze fuer den Anwender groessere Vorteile bieten, laesst sich heutzutage mit einem eindeutigen Nein beantworten.

Aus Mangel an technologischen Moeglichkeiten gaben fruehere DV- Topologien zwangslaeufig zentralistische Strukturen vor, die notwendigerweise in eine Mehrbenutzer-Architektur muendeten. Die Entwicklung von PCs fuehrte zu Systemen, die - gemessen an der reinen Rechenleistung - locker mit solchen der mittleren Datentechnik, ja sogar Einstiegs-Grossrechnern, mithalten koennen. Das hatte einen Paradigmenwechsel zur Folge, der vordergruendig fuer mehr Unuebersichtlichkeit sorgte.

Tatsaechlich aber gewaehrt heutige Technologie dem Anwender mehr Optionen, die DV an seine unternehmensspezifischen Beduerfnisse anzupassen und sich nicht durch Computertechnologie in Fesseln schlagen zu lassen.

Mehrere Argumente stuetzen diese These: Neben den hochleistungsfaehigen PCs entwickelten sich in den vergangenen Jahren auch die Technologie etwa serieller Schnittstellen-Adapter und - nicht ganz unwichtig - die Preise sehr anwenderfreundlich. Beispielsweise muss heute ein DV-Verantwortlicher bei der Entscheidung PC-LAN oder Multiuser-Loesung nicht mehr notwendig auf Vernetzung setzen, wenn er kleine Arbeitsgruppen zusammenstellen will. Mittlerweile gibt es "intelligente" serielle Schnittstellen- Karten, die in einem PC bis zu 500 Benutzer unterstuetzen.

In Verbindung mit immer leistungsfaehigeren und kostenguenstigeren Terminals ist auf diese Weise eine Topologie denkbar und sinnvoll, bei der auf der Anwenderebene ein Multiuser-System zum Einsatz kommt, das ueber PC-Host-Anbindung zudem auf Datenbestaende des zentralen Servers zugreifen kann.

Auch bei der Software gibt es seit laengerem etwa fuer DOS, OS/2 und Unix Multiuser-faehige Varianten. Zudem koennen zunehmend unter Verwendung von Report-Program-Generator-Emulatoren (RPG) Applikationen aus der Midrange-Welt auf die PC-Ebene portiert werden.

Daraus folgt: Wenn jemand in diesem neuen DV-Szenario Probleme bekommen koennte, so sind dies die Anbieter von proprietaeren Midrange-Systemen. Und die Anwender, denn die haben die Qual der Wahl.

jm