Nach mühsamen Konsolidierungsmaßnahmen:

Qantel zerfleischt sich selbst

27.06.1986

HAYWARD (CWN) - Die angeschlagene MDS Quantel befindet sich erneut in Schwierigkeiten. Knapp vier Wochen nach der Restrukturierung des Unternehmens schwelt jetzt ein Brand in der Vorstandsetage. Zwei Mitglieder des Triumvirats, Thomas K. Christo und Francis P. Lucier, haben Qantel nach heftigen Disputen mit dem Vorstandsvorsitzenden und Chief Executive Officer Matthew E. Tutino verlassen.

Der gelernte Rechtsanwalt Christo, der sich vor Gericht bereits gegen mehrere Computerhändler erfolgreich durchzusetzen vermochte, plant nun zusammen mit seinem Kompagnon Lucier, Tutino aus dem Chefsessel zu kippen. Daß der Machtkampf notfalls gerichtlich beigelegt werden muß, will Christo, ehemaliger Qantel-Präsident und Hauptgeschäftsführer, nicht mehr ausschließen. Tutino solle gezwungen werden, den Vorstand zu akzeptieren, den die Aktionäre gewählt hätten. Entgegen der Behauptung von Tutino, bestreiten sowohl Christo als auch Lucier, jemals offiziell ihre Posten niedergelegt zu haben. Daher bestehe nach ihrer Auffassung auch keine Notwendigkeit, einen neuen Präsidenten und Hauptgeschäftsführer zu ernennen. Obgleich sich der interne Zwist auf die Kundeninteressen angeblich nicht auswirken soll, kommt er doch zu einem für das Gesamtunternehmen äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Und je länger sich die Streitigkeiten hinziehen, desto größer vermutet man den Schaden, den der eingeschlagene Sanierungskurs erleiden wird.

Erst im vergangenen Monat war es Qantel gelungen, die Schuldenlast um 100 Millionen Dollar abzubauen und durch den Verkauf von fünf Unternehmenssparten an eine New Yorker Kapitalanlagegesellschaft eine neue Kreditlinie zu erwirken.

Über die Hintergründe, die jetzt den Vorstand gespalten haben, gaben Christo und Tutino sehr verschiedene Erklärungen ab. Eine unklare Abgrenzung der Aufgabenbereiche scheint jedoch im Mittelpunkt zu stehen, denn Christo beschuldigt Tutino, sich unberechtigterweise ins Tagesgeschehen eingemischt zu haben. Tutino indes macht seinem Widersacher grundsätzlich dessen Posten mit dem Argument streitig, Christo habe nur übergangsweise als Präsident und Hauptgeschäftsführer fungieren sollen. Energisch weist Tutino die Behauptung der Abtrünnigen zurück, Finanzchef Joseph O'Dowd und Vice-President of Manufacturing James Brayne wollten durch die Rücktritte Christo und Lucier Schützenhilfe gewähren.