Pyrrhussieg fuer Compaqs Pfeiffer Dieter Eckbauer

17.12.1993

Auch wenn es die Ueberschrift vermuten laesst: Es geht hier nicht um den Sinn des Sport-Sponsorings im allgemeinen und den Wert des Compaq Grand Slam im besonderen. Die verfehlte IT-Industriepolitik hierzulande und die Folgen - das sollte der Stoff sein, aus dem die Skandale sind, zumindest als Medienereignisse. Ein kleiner Skandal muesste es bereits sein, dass wir keinen grossen Skandal haben - der Tiefstand der Informationstechnik in der Bundesrepublik waere Grund genug. Dass die Siemens-DV im Konzern und durch staatliche Foerderung so lange gehaetschelt wurde, bis mit Nixdorf - durchaus als Folge zu sehen - dem letzten einheimischen Mitbewerber die Luft ausging, sei hier nur am Rande erwaehnt. Die deutsche Publikums- und Wirtschaftspresse hat sich darauf nicht eingelassen, das ist das eigentlich Bemerkenswerte.

Das fuehrt zu dem Thema einer auf entlarvende Weise verschwommenen Darstellung der Computerproblematik in den deutschen Medien, fuer die eine kleine Begebenheit am Rande des Compaq Grand Slam in Muenchen nur ein weiteres Indiz darstellt. Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer hatte sich vor Nichtsportjournalisten ueber Trends auf dem Computermarkt geaeussert. Die "Sueddeutsche Zeitung" (SZ) berichtete (Auszuege siehe Seite 8: "Fuer Sie gelesen"). Pfeiffers Kernaussage, so die SZ: "Der Personal Computer (PC) wird die Grossrechner sowie die mittelgrossen Anlagen zurueckdraengen."

Pfeiffer weiss natuerlich, dass es auch eine andere Sicht auf die IT- Dinge gibt als die aus der PC-, also gleichsam aus der Froschperspektive. Doch was soll der Compaq-Chef anderes sagen? Dass es fuer sein Unternehmen existenzbedrohend sein koennte, wenn die Entwicklung vom reinen PC-Hersteller, der Compaq immer noch ist, zum Computerhersteller nicht geschafft werde? Oeffentlich kann er dies nicht aussprechen. In der "Sueddeutschen Zeitung" bleibt Pfeiffers vorgetragener PC-Ausschliesslichkeitsanspruch jedoch unkommentiert.

Nun leitet uns nicht Sorge um die Glaubwuerdigkeit der SZ- Redaktion. Dieser Leserbezug hat uns nichts anzugehen. Aber es ist nun einmal nicht egal, wie Nicht-DV-Spezialisten im Management und in den Fachbereichen ueber die Situation im IT-Markt und ueber Techniktrends informiert werden, sind sie es doch, die DV- strategische Entscheidungen initiieren und mittragen muessen. Von den Aussagen eines DV-Marketiers Tatsachenfeststellungen zu erwarten ist naiv. Nur kann man in der Bundesrepublik eben nicht von DV-muendigen Managern ausgehen. Ihnen ist Aufklaerung in Sachen Informationstechnik eher laestig. Das macht die Sache zum Skandal.

Geklagt wird ueber Standortnachteile, ohne auf das Fehlen jeglicher IT-Kultur einzugehen, die sich unter anderem im Wechselspiel zwischen nachgefragter und veroeffentlichter Meinung ueber DV- Sachverhalte widerspiegeln wuerde. Statt dessen Fehlanzeige: Das reicht von der Bunkermentalitaet der DV/Org.-Leiter (Seite 1) ueber die Untaetigkeit der Politiker bis zur vermeintlich ausbalancierten Berichterstattung der SZ - allein um diesen Punkt ging es.