Provider erklärt Vertrag mit Direkt-Marketing-Firma für nichtig

Psinet trennt sich von Spam-Versender

24.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Der angeschlagene Internet-Service-Provider (ISP) Psinet hat Gerüchte zurückgewiesen, nach denen er seine Finanzen durch die Zusammenarbeit mit einem Spam-Versender aufzubessern versucht.

Hintergrund der Spekulationen ist ein Memo, das dem US-Nachrichtendienst Cnet eigenen Angaben zufolge in elektronischer Form vorliegt. Darin erteilt Psinet der Direkt-Marketing-Firma Cajunnet die Erlaubnis, Massen-Mails zu Werbezwecken über das Psinet-Netzwerk zu verschicken. Im Gegenzug erhalte der Provider eine Entschädigung in Höhe von 27 000 Dollar - "für Risiken, die mit der Vereinbarung verbunden sind".

Psinet hat das Memo inzwischen für ungültig erklärt. Bei dem nicht unterzeichneten, Cnet vorliegenden Schreiben handle es sich lediglich um einen Entwurf, der von einem "unerfahrenen Anwalt" aufgesetzt und sofort wieder verworfen worden sei, da er eine Verletzung der Anti-Spam-Policy von Psinet darstelle. Der deutschen Firmenniederlassung zufolge wurde die Geschäftsbeziehung mit Cajunnet aufgrund des Vorkommnisses aufgekündigt.

Unklar ist allerdings, wie mit der vereinbarten Entschädigungszahlung verfahren wurde. Laut Eugene Wanless, General Manager von Cajunnet, hat Psinet den Betrag von 27 000 Dollar nämlich bereits auf den Tisch gelegt. Bei Psinet Deutschland ist über diesen Sachverhalt nichts bekannt.

In den Policy-Richtlinien von Psinet ist das Versenden von unangefragten Massen-E-Mails - auch "Spam" genannt - über die Server des Providers ausdrücklich untersagt. Einer Presseerklärung zufolge hält der ISP diesen Grundsatz strikt ein - unabhängig davon, mit wem er Verhandlungen führe. Der wissentliche Abschluss von Verträgen mit "Spammern" sei ausgeschlossen. Um diese Haltung stärker in den Köpfen von Mitarbeitern und Kunden zu verankern, will das Unternehmen künftig mehr Aufklärungsarbeit leisten - etwa mit gezielten Trainingsmaßnahmen für Vertrieb und Marketing.