IBM will mit aller Macht PC-Marktanteile zurückholen:

PS/2-Familie wird agressiv ausgebaut

11.03.1988

BOCA RATON (IDG) - Ehrgeizige Ziele gekoppelt mit agressiven Preis-/Leistungs-Verbesserungen verfolgt die Entry Systems Division der IBM in bezug auf die PS/2-Familie: Von jedem einzelnen Mitglied soll im Laufe dieses Jahres eine leistungsfähigere Version herauskommen (siehe auch CW Nr. 9 vom 26. Februar 1988, Seite 6).

Geplant sind ein PS/2-Modell auf Basis des 80286 für zirka 1500 Dollar, ein PS/2-Modell auf 80386-Basis für knapp 3600 bis 6300 Dollar (die derzeitige Spanne für 80286-Rechner) sowie Systeme auf 80386-Basis für rund 1500 Dollar (Lieferzeit 1989 für letzteres). IBM hat ferner mindestens zwei intelligente Subsysteme mit Coprozessoren, die die Vorteile der Mikrokanal-Architektur ausnutzen, für die Comdex-Herbstmesse avisiert.

Das Unternehmen arbeitet darüber hinaus an einem Subsystem, das auf dem Small Computer Systems Interface (SCSI) basiert und Dateien verwaltet, an einem Grafik-Subsystem, einem numerischen Koprozessor und verschiedenen Kommunikationsprodukten.

"Als erstes konzentrieren wir uns auf Kommunikationskarten, da der hier auftretende hohe Grad an Interrupts am besten von einem intelligenten Subsystem und nicht von der CPU gehandhabt werden kann", erläuterte Frank King, Vice-President der Entry Systems Division. Der oberste Boß dieses IBM-Unternehmensbereichs, Bill Lowe, fügte hinzu: "IBM wird die gegenwärtigen Preise für die PS/2-Familie, die zwischen 1350 und 13000 Dollar liegen, beibehalten. Aber wir werden schnellere Prozessoren und mehr Funktionen in die neuen Systeme einbauen." Unser Ziel ist es, die Produktreihe nicht auf 600 Dollar fallen zu lassen", sagte Lowe.

Der Branchenriese, der sein Image als teurer PC-Anbieter abzustreiten versucht, will über die nächsten Jahre hinweg pro Jahr zwei größere Ankündigungen machen. Das Entwicklungsteam muß jetzt Lowe zufolge die Produkte in kürzeren Abständen (6 bis 12 Monate) weiterentwickeln.

Bis zur Mitte des laufenden Jahres will IBM ferner eine 3 1/2-Zoll-Festplatte mit 100 MB und ein 5 1/4-Zoll-Laufwerk mit bis zu 600 MB anbieten, damit das PS/2-Modell 80 auf Abteilungsebene als File-Server eingesetzt werden kann.

Die Fertigstellung neuer, leistungsfähigerer Systeme hat bei IBM jedoch nicht die höchste Priorität. Sowohl Lowe als auch King wiesen darauf hin, daß die Akzeptanz von OS/2 der Schlüssel für das Wachstum ihres Unternehmens und der Mikrocomputer-Branche in den nächsten drei bis fünf Jahren sei. Akzeptanz für das neue Betriebssystem läßt sich jedoch nur dann erreichen, wenn die großen Softwarehäuser auch Applikationen dafür anbieten. Diese sind bisher allerdings dünn gesät. IBM und Microsoft sind den Worten Lowes zufolge zuversichtlich, daß bis Anfang nächsten Jahres zirka 1000 Anwendungsprogramme für OS/2

verfügbar sein werden.

Die Armonker haben offensichtlich ihre langfristigen Ambitionen, auf dem PC-Softwaremarkt ein wichtiger Mitspieler zu werden, zurückgesteckt. King sagte zwar, der Unternehmensbereich Advanced Application Division arbeite an einer Reihe von Softwarepaketen, die Bürofunktionen integrieren, aber Lowe zufolge wird sich das Unternehmen bezüglich OS/2-kompatibler Programme größtenteils auf Third-Party-Entwickler verlassen.

Ebenso wichtig wie die Auslieferung von OS/2 sei für IBM das Unix-Betriebssystem AIX für 80386-Rechner sowie die Entwicklung einer Plattform, auf der /36-Applikationen unter OS/2 laufen könnten, sagte Lowe. Beides soll noch vor Ende 1988 realisiert werden. Auf Hardwareebene arbeitet IBM an einem löschbaren optischen Laufwerk und einem 12-Mips-Grafik-Prozessor.