Prozesse vergleichen

30.04.1999

Es ist kaum einsehbar, daß es vom Antragseingang bis zur Lieferung sechs Wochen dauert, bis ein Neubürger von der Stadt eine Mülltonne zugeteilt bekommt, aber nur 24 Stunden, bis ein Versandhaus die bestellte Ware ausliefern kann. Warum muß sich jemand, der einen Neuwagen nach seinen Wünschen will, auf Wartezeiten bis zu einem Jahr einstellen, während der individuell konfigurierte PC bereits in der nächsten Woche abgeholt werden kann?

Benchmarking ist erlaubtes Abkupfern bei den Besten - so ließen sich Ausführungen von Peter Fletschhut, Bereichsleiter bei der Kienbaum Management Consultants GmbH, Düsseldorf, auf den Punkt bringen. Denn letztlich ist Benchmarking kein Selbstzweck; es geht darum, Potential zur Verbesserung aufzuspüren. Deshalb sollten sowohl Prozesse, etwa Logistikketten, des direkten Mitbewerbers zum Vergleich herangezogen werden als auch vergleichbare Arbeitsketten aus anderen Branchen.

Der Benchmark-Initiator muß jedoch nicht nur in der Auswahl der Vergleichskandidaten Geschick beweisen, sondern auch in der Auswahl der Prozesse. Fletschhut empfiehlt, sich auf vier bis sechs Kernprozesse zu beschränken - mehr wertschöpfende Prozesse gibt es kaum im Unternehmen. Eine Orientierung an Funktionen ist der Untersuchung hinderlich.

Darüber hinaus sollte das Projektteam nicht mehr als vier bis sechs Mitarbeiter umfassen und der Projektleiter über Methodenkompetenz verfügen. Er benötigt rund 80 Prozent seiner Zeit für das Projekt, die übrigen Mitglieder sind darin mit 20 bis 40 Prozent ihrer Arbeit eingebunden.

Das Benchmarking muß in ein Zielesystem eingebettet sein. Gut geeignet sind etwa strategische Ziele wie Kostensenkung oder Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Für die Ober- und Subziele lassen sich Einflußfaktoren ausmachen, die durch Kennzahlen repräsentiert werden. Mögliche Faktoren etwa für einen Fertigungsprozeß sind Durchlaufzeiten, Maschinenauslastung, Ausschußquote, die Arbeitsorganisation und die eingesetzte Technik. Durch die Verknüpfung von Einflüssen mit den Zielen lassen sich Ursache-Wirkungs-Ketten identifizieren. Benchmarking zeigt dann Schwachstellen und Potentiale zur Verbesserung auf.