Am liebsten wird in die Verbesserung der kundenbezogenen Abläufe investiert

Prozesse lassen noch zu wünschen übrig

12.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Die deutsche Wirtschaft investiert kräftig - in die Neugestaltung ihrer Geschäftsprozesse. Besonders stark gilt das für den CRM-Bereich. Das fand die IDS Scheer AG, Saarbrücken, heraus, indem sie 150 Entscheidungsträger einheimischer Unternehmen, Behörden und Universitäten befragte.

"Der Prozessgedanke steht vor dem großen Praxisdurchbruch", verkündet IDS Scheer. Nun mag das Unternehmen, das unter anderem Werkzeuge zur Prozessmodellierung entwickelt und vermarktet, nicht ganz unparteiisch sein. Doch Analysten und Unternehmensberater stoßen in dasselbe Horn. Eine "Renaissance der Prozesse" konstatierte beispielsweise auch CSC-Ploenzke-Vorstand Hans-Werner Wurzel.

In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen - oft im Zuge der ERP-Einführung - ihre Abläufe gestrafft. Doch nach den Erkenntnissen des Saarbrückener Software- und Beratungshauses besteht immer noch Handlungsbedarf: Sieben von zehn Umfrageteilnehmern bewerteten den allgemeinen Zustand ihrer Geschäftsprozesse als verbesserungsfähig - mit Schulnoten von allenfalls befriedigend (43 Prozent), teilweise nur ausreichend (22 Prozent) oder sogar mangelhaft bis ungenügend (vier Prozent).

Allerdings haben die meisten Unternehmen, so IDS Scheer weiter, ihren Nachholbedarf erkannt. Die Mehrzahl plane, in diesem Jahr mehr Geld in die Ablaufoptimierung zu stecken als 2001. Besonders spendabel sind sie offenbar, wenn es sich um die Vertriebs- und Marketing-Abläufe, also um das Customer-Relationship-Management, handelt. Dort wollen 43 Prozent mehr und 22 Prozent gleich viel investieren wie im vergangenen Jahr.

Nur 29 Prozent werden heuer einen größeren Teil ihrer Budgets für die Verbesserung der Logistik- und Distributionsprozesse, also für das Supply-Chain-Management (SCM), aufwenden, aber 33 Prozent erwarten hier gleich bleibende Investitionen. Für die Verbesserung der Beschaffungs-, Auftragsabwicklungs- und Controlling-Prozesse ist ein Großteil der Arbeit wohl schon getan: Auf der einen Seite öffnet hierfür je ein Drittel der Organisationen ihren Beutel weiter als im Jahr zuvor, auf der anderen will etwa jede sechste ihre Aufwendungen zurückfahren.

Kundenzufriedenheit vor KostenAls wichtigsten "Key-Indicator" für die Qualität der Geschäftsprozesse definierten die Studienteilnehmer die Kundenzufriedenheit - vor den Kosten, den Durchlaufzeiten oder dem Ressourceneinsatz. Die Projekte beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der Optimierung unternehmensinterner Abläufe, während die Integration firmenübergreifender Prozesse ganz unten auf der Prioritätenliste steht.

Auf die Frage, wer für die Verbesserung der Geschäftsprozesse verantwortlich zeichnen sollte, nannten die Befragten an erster Stelle den Geschäftsführer. Die überwiegende Mehrheit hält zudem die Existenz eines Prozess-Owners für bedeutsam. Die Rolle des IT-Leiters wird als wichtig, allerdings nicht als entscheidend eingestuft. Jeder zweite Befragte würde die Einrichtung eines Chief Process Officer (CPO) befürworten. (qua)

Abb.: Die Protagonisten

Als Verantwortliche für die Geschäftsprozesse werden die IT-Chefs nur in zweiter Linie genannt. (Quelle: IDS Scheer)