Provider außer Kontrolle

08.09.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

In den Monaten April bis Juni 2005 befragten die Berater der PA Consulting Group 360 internationale Unternehmen zu ihren Outsourcing-Aktivitäten, darunter knapp 20 Prozent deutsche Anwender. Über die Hälfte haben weniger als 20 Prozent ihrer IT-Aktivitäten einem externen Dienstleister übergeben.

Unter den Befragten stellen Banken und Versicherungen mit anteiligen 24 Prozent die meisten Teilnehmer, gefolgt von der TK- und Medienbranche (zehn Prozent) und den Fertigungsunternehmen (ebenfalls zehn Prozent). Die größte Gruppe bilden dabei Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 75 und 375 Millionen Euro. Die Studie steht auf der Web-Seite der PA Consulting Group unter www.paconsulting.com/deutsch bereit.

Doch mit allen weiteren Aufwendungen, die etwa für Provider-Steuerung, Due Diligence und Migration, laufende Anpassungen, Extraleistungen durch Dritte, Geschäftsveränderungen und Schulungen anfallen, nehmen es die Kunden nicht so genau. Insbesondere den branchenüblichen Risikoaufschlag, den Unternehmen bereitstellen sollten, um damit notwendige Anpassungen auf der Geschäftsseite bezahlen zu können, lassen die Anwender außer Acht. Die Kosten dafür belaufen sich auf zwei bis fünf Prozent vom Wert des Outsourcing-Deals.

Als Entscheidungsgrundlage für oder gegen das Outsourcing fließen demnach fast ausschließlich die internen IT-Kosten vor der Auslagerung ein. Doch 25 Prozent der Unternehmen ziehen nicht einmal diese in Betracht. "Das sind keine Einzelfälle", beteuert der PA-Berater. "Strategie hat zwar in vielen Unternehmen etwas mit Visionen, aber weniger mit konkreten Zahlen zu tun."

In solchen Fällen ist es kaum verwunderlich, das viele Anwender schmerzliche Erfahrungen mit dem externen IT-Betrieb machen müssen. In jedem sechsten Unternehmen weltweit und jedem siebten deutschen mündet die Unzufriedenheit in eine vollständige oder teilweise Rückabwicklung des Projekts - ein schwieriges und teueres Unterfangen. Während die Anwender bei der Auslagerung noch auf die Mithilfe des Dienstleisters vertrauen konnten, weil beide Partner das gleiche Ziel verfolgten, müssen sie im Insourcing-Fall die Rückführung oftmals gegen den Willen des Outsourcing-Partners betreiben. "Sowohl rechtliche als auch technische Migrationsmaßnahmen sind bei der Rückführung von Leistungen wesentlich teurer und risikobehafteter als bei der Auslagerung", warnt Gartz. In manchen Fällen planen Unternehmen für ein solches Projekt die Hälfte des IT Jahresbudgets ein, berichtet der PC-Consulting-Berater.

Provider-Steuerung im Blindflug