CBEMA will Anteil ausländischer Mitglieder begrenzen

Protektionistische Tendenzen bei US-Computerherstellern

18.05.1990

WASHINGTON (IDG) - Als Reaktion auf den zunehmenden Druck einiger ihrer amerikanischen Mitglieder hat die "Computer and Business Equipment Association" (CBEMA) beschlossen, den Anteil der ausländischen Mitgliedsunternehmen auf ihren heutigen Stand von 30 Prozent zu begrenzen.

Anträge von ausländischen Firmen auf Mitgliedschaft wer

den folglich in Zukunft nur noch dann berücksichtigt, wenn zur gleichen Zeit doppelt so viele amerikanische Unternehmen unter das Verbandsdach schlüpfen wollen.

Solche Aktionen wären noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen, kommentierte ein Insider diesen Schritt. Aber die Schwäche der US-Halbleiterhersteller und die Diskussion mit ausländischen Firmen über

Copyright-Gesetze hätten zu diesen protektionistischen Tendenzen geführt. CBEMA Präsident John L. Pickitt betonte jedoch, daß die Rechte der heute im Verband organisierten Ausländer in keiner Weise beschnitten werden sollen. Der Präsident erklärte weiter, daß die Maßnahmen als Teil eines breiter angelegten Restrukturierungsprogramms gesehen werden müßten.

Im Zuge dieser Umorientierung wollen die Mitglieder des Vorstandes nicht nur aktiver sein, sondern auch den Fokus der CBEMA-Aktivitäten verschieben. In diesem Jahr sollen die zur Verfügung stehenden Finanzmittel in Höhe von etwa drei Millionen Dollar auf mehrere "Brennpunkte" aufgeteilt werden.

Darüber hinaus hat sich die Leitung des seit 74 Jahren bestehenden Verbandes entschlossen, ein neues Ziel in die Statuten der Gemeinschaft aufzunehmen: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen DV-Hersteller soll gestärkt werden.

So wird ein stärkerer Urheberschutz bei Software gefordert, wozu die betroffenen Unternehmen auch Algorithmen, Schnittstellen und Zugangsprotokolle gezählt haben wollen. Damit wollen sie den ihrer Meinung nach in Europa weniger streng angewandten Copyright-Gesetzen entgegentreten. Die Cocom-Liste ist den CBEMA-Mitgliedern ebenfalls ein Dorn im Auge. Folgerichtig fordern sie eine drastische Lockerung der Exportbeschränkungen für Osteuropa und die UdSSR.

Vor ihren europäischen Konkurrenten scheinen die Amerikaner allen harten Zahlen - die eine andere Sprache sprechen - zum Trotz großen Respekt zu haben. Besonders der Wille der Hersteller aus der Alten Welt, sich auf gemeinsame Standards, Testmethoden und Beurteilungskriterien bei DV-Produkten zu einigen, ist den Anbietern aus USA offensichtlich beobachtenswert.

Sie fürchten, daß sie aufgefordert werden könnten, ihre Produkte von europäischen Dritt-Firmen testen lassen zu müssen. Das, so die vorherrschende Meinung in der CBEMA, würde nicht nur die Preise in die Höhe treiben, sondern auch den Einfluß der Hersteller auf das Design verringern.