Prospekt empfiehlt R/3-Kunden Umstieg auf Adabas D Die Software AG startet Kampagne gegen Oracle

30.09.1994

MUENCHEN (hv) - Mit einer Marketing-Offensive gegen Oracle versucht die Darmstaedter Software AG (SAG), Marktanteile fuer ihr Datenbanksystem Adabas D zu gewinnen. Anwender der SAP- Standardsoftware R/3 sollen dazu gebracht werden, ihre Oracle- Lizenz gegen eine preiswertere Entwicklungslizenz des SAG-Systems auszutauschen. Nicht nur bei Oracle, auch bei der SAP ist Feuer unterm Dach.

"Wir haben zu spaet begriffen, was Sache ist", erklaert SAG- Marketier Wolf-Dieter Hansen die unumstrittene Dominanz des Datenbankanbieters Oracle im R/3-Markt. Die Marketing-Maschine fuer Adabas D - es handelt sich um die ehemalige Nixdorf-Datenbank DDB/4, die von der SAG gekauft wurde -, laufe jetzt auf Hochtouren. Den Vorwurf, vergleichende Werbung zu betreiben, weist Hansen weit von sich. Der Aktionsprospekt unter dem Motto "It's time for a change" sei juristisch geprueft und fuer einwandfrei befunden worden. Die Jagd auf Oracle sei eroeffnet.

Die Software AG bietet in einer Sonderaktion bis zum Jahresende den Umstieg von der bestehenden R/3-Datenbank (in den meisten Faellen Oracle) auf Adabas D an. Die Dienstleistung zur Systemumstellung kostet je nach Umfang zwischen 10000 und 20000 Mark. Sie umfasst Installation, Datenuebernahme sowie Mitarbeiterschulung.

Fuer einen Umstieg liefern die Darmstaedter zahlreiche Argumente, darunter auch einen angeblich deutlichen Kostenvorteil: Die Adabas-D-Lizenz verstehe sich als Entwicklungslizenz fuer R/3, Eigenentwicklungen mit Abap/4 seien erlaubt.

Wer dagegen eine Oracle-Runtime-Lizenz nutze, muesse fuer die Datenbank als Entwicklungslizenz einen Aufpreis von 500 Mark pro Anwender zahlen.

Der Festplattenbedarf einer R/3-Installation auf Adabas D ist laut Software AG wesentlich geringer als der von anderen Datenbanksystemen. Zirka 35 Prozent weniger Plattenspeicher seien erforderlich. Ausserdem werde Adabas D speziell auf die Beduerfnisse des R/3-Systems hin weiterentwickelt, was ein Optimum an Performance fuer die Hardwarekonfiguration des Kunden bedeute. Auch spreche die einfachere Administration fuer das SAG-System.

Besonders duerfte sich Oracle ueber folgendes Argument aergern: "Die Software AG ist der einzige Datenbankanbieter mit einem speziellen Competence Center in Walldorf. (...) Darueber hinaus ist die Software AG der einzige Datenbankanbieter, der gleichzeitig auch Logo-Partner der SAP ist." Eine solche Partnerschaft mit SAP, so sie denn besteht, ist fuer Oracle kaum zu realisieren. Der Datenbankhersteller ist mit seiner Standardsoftware

"Financials" groesster Widersacher der SAP im US-Markt.

Oracle hat auf die Aktion der Software AG heftig reagiert. Sofort wurde in den Staaten der Kontakt zur SAP-Spitze aufgenommen. In einem Schreiben von Oracle heisst es woertlich: "Die SAP hat sich ausdruecklich von dieser Aktion, sowohl was die Art als auch was den Inhalt betrifft, distanziert. Sie wird alle Kunden schriftlich hierueber informieren. Herr Dr. Plattner (SAP) hat in einem Schreiben an Larry Ellison und Ray Lane (Oracle) zum Schreiben der SAG unter anderem vermerkt, 'The facts herein are not true'."