Durchbruch für Unix in Europa

Proprietäre Systeme werden mehr an Bedeutung verlieren

20.03.1992

LONDON (CW) - Im Jahr 1996 soll der west- und osteuropäische Markt für Unix-Produkte von heute acht auf knapp 20 Milliarden Dollar angewachsen sein. Das zumindest besagt die Studie "Der europäische Markt für Unix-Systeme", die das Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan jetzt vorlegte.

Die Auguren haben zwei Hauptantriebskräfte für dieses plötzliche Wachstum ausgemacht: Zum einen verweisen sie auf den Erfolg der technischen Workstations, zum anderen auf die Bemühungen der europäischen Hersteller, die seit Mitte der 80er Jahre an Unix-Strategien arbeiten, nachdem sie die Verletzlichkeit ihrer proprietären Systeme erkannt haben.

"Es scheint fast", fährt der Bericht fort, "daß die Rolle der proprietären Betriebssysteme in den letzten beiden Jahren ganz von selbst immer kleiner wurde. Gut eingeführte und allgemein verbreitete Systeme wurden Hals über Kopf zugunsten von Unix aufgegeben." Bis Mitte der 90er Jahre werden nach Meinung der Marktforscher alle verbreiteten Betriebssysteme zumindestens die Forderung nach Portabilität erfüllen.

Unix-Betriebssysteme kommen den Ergebnissen der Untersuchung zufolge vor allem bei Vernetzungen (45 Prozent) und Client-Server-Anwendungen mit etwa 25 Prozent zum Einsatz. Aufgesplittet nach Maschinengrößen wird das stärkste Wachstum im Bereich der Systeme mit einem Wert zwischen 10 000 und 100 000 Dollar liegen. Hier wird für 1996 ein Volumen von 8,9 Milliarden Dollar erwartet. Im Großrechner-Bereich - Wert zwischen 100 000 und einer Million Dollar wird die Wachstumskurve erheblich flacher verlaufen.

Deutschland als größter nationaler Einzelmarkt

Die wichtigsten Einsatzgebiete von Unix-Systemen sind der industrielle Produktionsbereich und Behörden. Im erstgenannten Sektor wird bis 1996 ein Volumen von über fünf Milliarden und in den Amtsstuben von 3,7 Milliarden Dollar erwartet. Andere wichtige Marktsektoren, bei denen die Zeichen auf Wachstum stehen, sind Handel, Transport und das Bankgewerbe. Dabei wird Deutschland als der größte nationale Einzelmarkt ausgewiesen, der bereits im vergangenen Jahr ein Volumen von 1,93 Milliarden Dollar aufwies. An zweiter Stelle folgte Großbritannien mit 1,83 Milliarden und Frankreich mit 1,40 Milliarden Dollar. Für die mittel- und osteuropäischen Staaten, die es 1991 auf ein Volumen von 141 Millionen brachten, geht die Studie für 1996 von einem Unix-Markt im Wert von 465 Millionen Dollar aus.