Promotion als Alternative

07.03.2003
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Mit 30 Jahren beschloss Diana Gross, ein neues Leben zu beginnen. Hinter sich ließ sie das Land, in dem sie acht Jahre lang als Mathematiklehrerin für umgerechnet 50 Euro im Monat gearbeitet hatte.

Mit 30 Jahren beschloss Diana Gross, ein neues Leben zu beginnen. Hinter sich ließ sie das Land, in dem sie acht Jahre lang als Mathematiklehrerin für umgerechnet 50 Euro im Monat gearbeitet hatte. Nach dem Umzug von Rumänien nach Deutschland schrieb sie sich an der Technischen Universität München für ein zweijähriges Aufbaustudium in Informatik ein. Zwar empfand sie die Vorlesungen teilweise als sehr schwer, doch ihre Begeisterung für Multimedia und das Internet als Kommunikationsmedium war geweckt: "Ich war 1997 mittendrin im Hype. Ich hatte mich wohl richtig entschieden."

Diana Gross Foto: Joachim Wendler
Diana Gross Foto: Joachim Wendler

Nach dem Studium ging es für Gross nahtlos weiter als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Münchner Informatik-Institut, das für den Springer-Verlag ein Tool für die interne Datenverarbeitung entwickelte. Eine halbe Stelle, die sie ab Juni 2000 zusätzlich mit ihrer Tätigkeit für den Münchner IT-Dienstleister Energis-Ision kombinierte. Als einzige Frau unter acht Männern programmierte sie Internet-Anwendungen und Datenbanken. Doch ein Jahr später wurden die Aufträge immer weniger, und Gross ließ sich dazu überreden, sich bis Ende des Jahres freistellen zu lassen, um dann ab Januar 2002 als Softwareentwicklerin ganztags beschäftigt zu werden: "Ich habe mich auf das persönliche Versprechen des Geschäftsführers verlassen. Ein großer Fehler, wie sich später herausstellte", erinnert sich Gross. Statt des neuen Vertrages bekam sie die Kündigung und stand plötzlich ohne Arbeit da, weil auch das Forschungsprojekt an der Uni ausgelaufen war.

Das Büffeln hat sich gelohnt

Die Informatikerin kämpfte um einen fairen Abwicklungsvertrag und bewarb sich nicht nur bei Softwarefirmen, sondern sah sich auch im universitären Umfeld um. Schließlich hatte sie schon nach dem Aufbaustudium mit dem Gedanken gespielt, im Fach Informatik zu promovieren - diesem Ziel standen noch zwei schwere Ergänzungsprüfungen in technischer und theoretischer Informatik im Weg. Gross begann wieder zu büffeln: "Von Überraschungen hatte ich erst einmal genug. Ich wollte mehr Sicherheit haben."

Über Bekannte erfuhr sie, dass der Lehrstuhl für Mathematik für das E-Learning-Projekt "Multimediale Mathematikausbildung für Ingenieure" einen Mitarbeiter suchte, der genau ihre Qualifikationen besaß. 25 Stunden in der Woche programmiert Diana Gross Client-Server-Applikationen für eine Lernplattform, die auf Java basiert. Parallel dazu hat sie mit ihrer Promotion über die Formalisierung von Prozessmodellen begonnen und engagiert sich in der Agentur "Mädchen machen Technik": In Realschulen und Gymnasien kann sie ihrer IT-Begeisterung freien Lauf lassen und in kleinen Projekten demonstrieren, dass Technik Spaß machen kann. Gross macht Jobsuchenden Mut: "Es war der Mühe wert. Man sollte nie aufgeben, egal wie schwer es ist, es gibt immer einen schöneren Morgen."