Projekte realistisch planen

12.10.2005
Von Peter Schrott

Schätzmethoden im Überblick

Um IT-Projekte zu schätzen, bieten sich mehrere, üblicherweise zweistufige Methoden an. Zunächst gilt es, für den künftigen Systemumfang eine funktionale Maßzahl zu ermitteln. Diese wird dann auf Basis historischer Projekterfahrungen hochgerechnet. Daraus ergeben sich die Eckwerte des künftigen IT-Systems.

Die gängigste Ermittlungsmethode ist die "Function Point"-Methode (FP). Sie zählt die Datenbewegungen und eruiert nach den Regeln der International Function Point User Group (IFPUG) oder dem Common Measurement International Consortium (COSMIC) eine Maßzahl für den Funktionsumfang. Dabei hat das IFPUG-Verfahren eine lange Tradition in der Anwendung auf kommerzielle Systeme, während das relativ neue COSMIC-Verfahren den Anspruch erhebt, die Eigenheiten von Embedded-Systemen besser zu berücksichtigen.

Alternativ zur FP-Methode ist eine "Use Case"-Abschätzung denkbar. Sie liefert ebenfalls eine Maßzahl für den funktionalen Umfang eines künftigen Systems. Sowohl die Function Points als auch die Use-Case-Anzahl lassen sich anschließend über einen gewöhnlichen Dreisatz oder mit Hilfe von Formeln des Constructive Cost Models (COCOMO) in die zu erwartende Programmgröße umrechnen. Das kompliziertere Formelwerk COCOMO erhebt den Anspruch, bei der Berechnung die typischen Projekteinflussgrößen zu berücksichtigen. Aus der Programmgröße werden schließlich die Eckwerte "Aufwand", "Zeit" und "Teamgröße" abgeleitet.

Neben diesen methodengestützten Verfahren gibt es die "AWS"-Methode, sprich: die Expertenschätzklausur. Sie ist am weitesten verbreitet. Hier schätzen Experten den funktionalen Umfang und leiten auf der Basis ihrer persönlichen Erfahrungen die Projekteckwerte ab.

Die Schätzmethoden liefern in der Regel verlässliche Prognosen - allerdings in Abhängigkeit von der Qualität der Ausgangsbasis und der Erfahrung der Schätzer. Die sicherste Prognose ergibt sich aus einer methodengestützten Schätzung und einer parallel vorgenommenen Expertenschätzung mit einem anschließenden Vergleich beider Ergebnisse. Entscheidend für den Projekterfolg ist, dass die erste Aufwandschätzung nicht zu früh durchgeführt wird. Darüber hinaus sollte es auch im laufenden Projekt möglich sein, im kleinen Rahmen die Prognose anzupassen.