Mobile-App-Entwicklung

Progressive Web Apps – Hot Shit oder Developer-Spielzeug?

15.06.2018
Von 


Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.

Treiber von Progressive Web Apps

Es zeigt sich aber, dass die Mobile App Entwicklung derzeit stark im Wandel steht. Damit wehrt sich das Business gegen die Totsagungen vieler Experten. Mit Progressive Web Apps oder auch dem Low Code-Paradigma erhalten die Unternehmen ganz neue Möglichkeiten bei der Entwicklung und Bereitstellung ihrer Apps, um günstiger, schneller und kundenfreundlicher mobile Apps anbieten zu können.

Natürlich muss auch hier im Einzelfall betrachtet werden, ob eine Progressive Web App für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet ist. Das Monetarisierungsmodell ist derzeit noch entscheidend und über das Web nicht ganz so einfach zu realisieren wie bei einer kostenpflichtigen App im App Store. Auch braucht es für manche Web Apps nicht die Weiterentwicklung der Progressive Web Apps, da sie bspw. nicht offline oder mit weniger Interaktion genutzt werden können. Andererseits gibt es bei der Umsetzung nur wenig Limitationen. Jeder Use Case, der eine App oder Web App vonnöten macht, kann grundsätzlich auch als Progressive Web App abgebildet werden. Sweet Spots liegen derzeit vor allem gemessen an den ersten Success Stories im Bereich eCommerce, Buchungsportalen oder News Seiten bzw. Online-Zeitungen.

In welche Richtung sich diese Entwicklung zukünftig bewegen wird, determinieren derzeit vor allem eine Hand voll Browser-Anbieter. Google war hier sehr früh und hat sich als Thought Leader in diesem Bereich hervorgetan und die Grundlagen für die neuen Technologien wie Service Worker geschaffen. Auch Amazon Web Services hat in seinen Development-Services u.a. mit Amplify ganz konkret Service Workers und PWAs aufgenommen. Zahlreiche App Builder und Baukasten-Anbieter unterstützen PWAs und deren zugehörige Technologien bereits heute im Portfolio. Es wird also entscheidend sein, wie Apple die Hürden in iOS überwindet und die Caching-Prozesse und Schnittstellen geöffnet werden, um Progressive Web Apps auch dort verfügbar zu machen.

Empfehlungen für Unternehmen & Entscheider

Die Frage, die sich nun logischerweise stellt, ist, ob Progressive Web Apps ein Phänomen von Dauer oder eine Eintagsfliege sind. Die Konsequenz der Technologie-Anbieter, die ersten namhaften Success Stories und die auf technologischer Ebene eher inkrementelle Veränderung im Vergleich zur klassischen mobilen App-Entwicklung lassen wenigstens den Schluss zu, dass Aufwand und Ertrag für die Unternehmen einen positiven Saldo haben werden.

Die fehlenden Puzzleteile heißen hier vor allem Apple, Technologie-Reife und Monetarisierung. Während bei Apple und der Reife wohl eher abwarten angesagt ist, können bei der Monetarisierung neue Subscription-basierte Apps und der klassische eCommerce den App-Store-Kauf überwinden.

In der Zwischenzeit ist den Entscheidern also zu empfehlen:

  • Technologie-Set erweitern - Für PWAs braucht es keinen großen Stack, die neuen Technologien stehen schon bereit.

  • Know-how aufbauen - Mitarbeiter werden zu App-Designern - zusammen mit den Entwicklern und App Buildern können sie die Basics der PWAs lernen.

  • App-Strategie definieren - Welche Apps braucht das Unternehmen zukünftig, um erfolgreich zu sein?

  • App-Strategie definieren II - Welche Technologien, Plattformen, Frameworks und Budgets benötigen diese Apps?

  • Testballons starten - Erste Apps können testweise aufgesetzt werden und durch Mitarbeiter und Testnutzer auf ihre Erfolgschancen geprüft werden.