"Programmierer haben nicht aus Fehlern gelernt"

25.02.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit Bertrand Meyer, dem Erfinder der Programmiersprache Eiffel, sprach Peter Monadjemi über Eiffel, das .NET-Konzept und die Bedeutung moderner Programmiersprachen. Peter Monadjemi ist freier Journalist und Autor zahlreicher Bücher über Visual Basic und Windows. Er lebt in Starnberg bei München.

CW: Welche Gründe gab es für Sie, Eiffel Studio als Entwicklungswerkzeug für die .NET-Plattform zu portieren?

MEYER: Wir wurden von Microsoft im April 1998 angesprochen, durften aber wegen eines Non Disclosure Agreements nicht öffentlich darüber reden. Nachdem wir uns das Konzept einer allgemeinen Laufzeitumgebung und einer umfassenden Klassenbibliothek für alle Programmiersprachen, das später in .NET umbenannt wurde, näher angesehen hatten, waren wir sehr beeindruckt von der Idee und beschlossen, Eiffel auf die neue Plattform zu portieren. Das Resultat ist Eiffel#, eine neue Programmiersprache, die eine Untermenge von Eiffel darstellt und vor allem unser Design-by-Contract-Prinzip beinhaltet.

Eiffel - Contract by Design: Bertrand Meyer gilt als einer der renommiertesten Experten im Bereich der objektorientierten Programmierung. Er ist Erfinder der Programmiersprache Eiffel, die mit Contract by Design Programmierern ein spezielles Verfahren anbietet, welches das Problem der Parametervalidierung beim Aufruf von Objektmethoden und damit der Gewährleistung eines fehlerfreien Aufrufs elegant löst. Nach diesem Verfahren wird sowohl eine Pre- als auch eine Postcondition eingeführt, die stets vor und nach dem Aufruf der Methode geprüft werden und erfüllt sein müssen, damit keine Ausnahme ausgelöst wird.

Meyer kommentierte den spektakulären Absturz der Ariane-5-Rakete im Juni 1996, der einen Schaden von 500 Millionen Dollar verursachte. Als Ursache wurde ein simpler Integer-Konvertierungsfehler in der mit Ada programmierten Steuerungssoftware der Rakete festgestellt. Meyer wies darauf hin, dass das Problem hätte vermieden werden können, wenn die Programmierer die Design-by-Contract-Methode und seine Programmiersprache Eiffel verwendet hätten.

Weltweit arbeiten zirka 200.000 bis 300.000 Programmierer mit Eiffel, wobei ein Schwerpunkt im akademischen Bereich liegt. Meyer wird nach eigener Aussage demnächst die Nachfolge von Niklaus Wirth (unter anderem der Erfinder der Programmiersprachen Pascal und Modula) an der angesehenen Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich antreten.