Programmier-Komfort für Mikros:Ein-Chip-Mikroprozessor spricht Basic

09.01.1981

Was macht ein Systementwickler, der für einen bestimmten Anwendungszweck mit einem Ein-Chip-Mikrocomputer liebäugelt, aber weder Zeit noch Lust hat, sich mit der mühevollen Assembler- oder gar Maschinensprachen-Programmierung abzuquälen? Immerhin gibt es ja sogar Fälle, in denen etwa die Steuerung eines Schrittmotors durchaus sinnvoll in einer bequemen Hochsprache wie Pascal oder Basic geschrieben werden kann.

Für solche Kunden bietet National Semiconductor jetzt ab Lager einen 8-Bit-Ein-Chip-Mikroprozessor mit Tiny-Basic-Interpreter auf dem Chip an (resident in 2,5 KByte ROM). Mit ihm realisierte Systemkonzepte sollen laut Hersteller billiger und zuverlässiger als herkömmliche Lösungen ausfallen, spart man doch eine Reihe Systembausteine und anfälliger Verbindungen ein.

Der neue Logik-Zwerg mit dem Namen "INS 8073" ist von Haus aus wie alle Bausteine der 70er-Reihe speziell auf die Arbeit mit höheren Programmiersprachen ausgelegt; sein 40poliges Gehäuse enthält neben dem genannten ROM, der ALU und dem Akkumulator sowie weiteren Arbeitsregistern noch 64 Byte RAM. Acht Daten- und 16 Adreßleitungen gestatten den Anschluß herkömmlicher Standard-Peripherie auf einfache Weise.

Als Besonderheiten des neuen Mikros hebt National Semiconductor die automatische Bereichssuche im RAM hervor, die nach dem Reset oder nach dem Einschalten zur Bestimmung des Adressbereichs des extern angeschlossenen RAMs dient; auch läuft in dieser Situation, der Tiny-Basic-Interpreter im ROM automatisch an. Im ROM-Speicher sind auch die ASCII-Zeichen verfügbar, wodurch man sich beim Testen speicherresidenter Programme leichter tut, hebt der Hersteller hervor. Ein "Programmschutz" wiederum sorgt dafür, daß man ein neues Programm erst dann eingeben kann, wenn das Basic zuvor durch zwei spezielle Befehle initialisiert worden ist. Wer schon einmal sein mühsam erstelltes Programm irrtümlich aus dem Speicher geworfen hat, wird diesen "Sicherheitshaken" zu schätzen wissen.

Mit dem neuen Komfort-Chip zielt NatSemi speziell auf jene Anwendungen, bei denen mehr die logischen Fähigkeiten eines Mikrocomputers genutzt werden, nicht so sehr hingegen sein Tempo. Das gilt etwa für eine Reihe von Prozeß- und Instrumentationssteuerungen, die ohnedies zehnmal langsamer arbeiten als der Mikro (mit einem Assemblerprogramm). Und reicht das Tempo des Tiny-Basic-Interpreter mal wirklich nicht aus, kann man, was der Hersteller ebenfalls als Besonderheit gewertet sehen will, immer noch auf Unterprogramme in Assembler- oder Maschinensprache zurückgreifen.

Hat man hingegen Zeit, arbeitet es sich mit dem neuen Basic-Mikro doch um einiges komfortabler als mit den herkömmlichen Programmierverfahren. Fehler lassen sich beispielsweise schnell und einfach korrigieren, indem man die Programmausführung beliebig unterbricht und die einzelnen Variablen sowie sonstigen Parameter und Flags untersucht; hat man den "Wurm" entdeckt, kann man das Programm ganz einfach weiterlaufen lassen. Die ganze übliche Re-Assembliererei, Rekompiliererei und Neu-Laderei des Programms entfällt.

Übrigens: Der Chip ist TTL-kompatibel und arbeitet mit 5 V Versorgungsspannung.

Egon Schmidt ist freier Wissenschaftsjournalist in München.