IT-Sicherheit

Prognosen für 2017

21.12.2016
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Sicherheit in der Cloud

Die Finanzbranche wiederum hatte es in den letzten Jahren nicht besonders eilig, wenn es um die Migration in die Cloud ging. Die Fortschritte in Sachen Regularien, Compliance und nicht zuletzt Cloud Security werden nun dafür sorgen, dass mehr und mehr Finanz-Player die Vorteile der Wolke nicht mehr ignorieren können. Sie werden damit beginnen, Workloads und einige Services aus dem unternehmenseigenen Data Center testweise in die Cloud auszulagern. Durch diese Öffnung dürften schließlich auch Wearables, VR-Headsets und andere IoT-Devices im Unternehmensnetzwerk Einzug halten.

Um sich dabei jedoch gegen Ransomware und andere Hackerangriffe abzusichern, müssen Unternehmen ihren Security-Fokus vom Endpoint auf die User sowie alle Applikationen und Services verlagern. Cloud Security-as-a-service wird dabei an die Stelle der Kosten für den Erwerb und die Wartung einer Firewall treten. Für einige Unternehmen wird es jedoch wohl auch 2017 die beste Entscheidung sein, die Daten "auf dem Boden" vorzuhalten.

Auch bei Veracode geht man davon aus, dass sich im nächsten Jahr in Sachen Cloud Security einiges tun wird: Bis 2018 sollen sich statische Sicherheitstests zu einem Cloud-Service wandeln. In der Auslagerung der Sicherheitstests sehen die Sicherheitsexperten einen Gewinn - schließlich böten solche unabhängigen Tests in der Regel einen "hohen und verlässlichen Grad an Präzision".

Cyberspionage 2.0

Bereits 2016 war ein großes Jahr für Cyberspione - insbesondere aus China und Russland. Hackern aus dem Reich der Mitte wurde in der Vergangenheit unter anderem der Angriff auf das United States Office of Personnel Management (OPM) zugeschrieben. Cyberkriminelle aus Russland sollen hingegen ganz gezielt den US-Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump beeinflusst haben. In genau diesem Stil dürfte das Ganze weitergehen. Findet auch FireEye: "Wir haben 2016 einen Anstieg offenkundiger Aggression aus Russland erlebt und erwarten, dass das 2017 so weitergeht."

Sean Sullivan, Sicherheitsberater bei F-Secure, sieht die kommende US-Regierung im Übrigen als besonders gefährdet an, Opfer von Hackern zu werden: "Zum Beispiel hatte der neu gewählte nationale Sicherheitsberater Michael Flynn anscheinend einmal eine unautorisierte Internetverbindung im Pentagon installiert, die im Grunde den ‚Luftspalt‘ beseitigte, der verwendet wurde, um eines der bedeutendsten nationalen Sicherheitszentren der USA zu schützen. Sachen wie diese machen ihn zu einem potentiellen Opfer, das geradezu auf einen Cyberangriff zu warten scheint."

Bei Proofpoint Security rechnet man damit, dass staatlich unterstützte Hackerangriffe künftig über Cyberspionage hinausgehen. Der US-Anbieter geht davon aus, dass in Zukunft "mehr Regierungen" per Hackerangriff versuchen werden, "Informationen zu stehlen und Neuigkeiten in Social-Media- und anderen Nachrichtendiensten zu veröffentlichen."

Für die kommenden Wahlkämpfe dieser Welt dürfen also wir mit noch mehr medialen Schlammschlachten und Enthüllungen in bestem Wikileaks-Stil rechnen. Insbesondere die weiter steigende Bedrohung für mobile Geräte spielt hierbei eine Rolle, denn Angreifer könnten so nicht nur Gespräche abhören und Daten ausspähen, sondern auch die Lokalisierungsfunktion dazu nutzen, um gezielte physische Angriffe planen und ausführen zu können.

Hacking könnte künftig vielleicht sogar ein probates Mittel zur Ausspähung des politischen Gegners werden - egal ob es dabei nun um die US-Präsidentschaftswahl, die Bundestagswahl oder eine Kommunalwahl in Ost-Sachsen geht. Die möglichen Folgen für die politischen Akteure reichen von öffentlicher Bloßstellung bis hin zu Gefahr für Leib und Leben. Staatlich beauftragte Hacks könnten im schlimmsten Fall einen Cyberkrieg in Gang setzen. Aber noch nicht 2017. Hoffentlich.

EU-Datenschutz begünstigt Cyber-Versicherungen

Im Mai 2018 tritt die EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Entsprechend "busy" dürften 2017 die Vorbereitungen auf die General Data Protection Regulation (GDPR) angegangen werden. Hoffentlich.

Bei LogRhythm rechnet man damit, dass die neue gesetzliche Grundlage dafür sorgt, dass IT-Sicherheit endlich zum Vorstandthema wird. Diesmal wirklich: "Die Anordnung saftiger Strafen und der Zwang, auch kleinere Verletzungen des Datenschutzes bekannt zu geben, dürften sich als größte Beweggründe für Organisationen erweisen, Cybersecurity weit ernster zu nehmen als bisher".

Das wiederum bringt das Thema Cyberversicherungen auf den Plan. Laut Gartner werden im laufenden Jahr weltweit fast 82 Milliarden Dollar in IT-Sicherheits-Technologien investiert. Und trotzdem ist das Jahr geprägt von zahlreichen Sicherheitsvorfällen. Unternehmen dürften also zunehmend auf Cyberversicherungen setzen, um sich gegen eventuelle Schäden abzusichern. Die Versicherer werden sich über die neuen Einnahmequellen freuen, aber eines werden sie mit Sicherheit nicht tun: leichtfertig Prämien ausbezahlen. Stattdessen werden die Versicherungsinstitute damit beginnen, Programme und Maßnahmen für eine bessere "Cyberhygiene" zu entwickeln. Besssere Detection- und Incident-Response-Fähigkeiten könnten beispielsweise zu Vergünstigungen führen. Durch die immer weiter steigende Zahl von Hackerangriffen dürften die Versicherer zudem zunehmend dazu übergehen, ihre Deckungssummen konstant zu verringern.

Bedeutung von Security-Awareness steigt

Es ist längst überliefert: Der Mitarbeiter ist das schwächste Glied in der IT-Security-Kette. So gut wie alle Unternehmens-Hacks beginnen mit einer Phishing-Kampagne. Wenn die Mitarbeiter eines Unternehmens nicht vertraut sind mit Security Best Practices, sind Angreifern Tür und Tor geöffnet. Entsprechend werden die Unternehmen ihre Herangehensweise an die Vermittlung von Security Awareness anpassen müssen. Bei LogRhythm rechnet man ebenfalls damit, dass Unternehmen in Sachen Mitarbeiterschulung zulegen müssen: "2017 dürfte sich dieses Thema zu einer noch größeren Herausforderung für die Geschäftswelt auswachsen als bisher, denn die Gegenwehr erfordert noch intensivere Awareness-Maßnahmen und auch weiterentwickelte Erkennungswerkzeuge."

Die sind auch dringend nötig, denn Cyberkriminelle zielen zunehmend auf mobile Endgeräte - insbesondere die weit verbreiteten Android Phones - und nutzen Automatisierungs-Tools für ihre "Arbeit". Wie Proofpoint berichtet, wissen professionelle Angreifer dabei immer was sie tun: "Die Angreifer haben bereits gezeigt, dass sie genau wissen, wann neue Produkte auf den Markt kommen, so dass ihre Kampagnen zu einem Zeitpunkt starten, an dem viel Kommunikation auf Kundendienstkanälen absehbar ist."

Sie sollten Ihre Mitarbeiter aber nicht nur über die klassischen Einfallstore wie die E-Mail informiert halten. Auch Social-Media-Kanäle stehen zunehmend im Fokus von Angreifern, wie auch Proofpoint prognostiziert: Aufgrund der höheren Renditen, die Hackerangriffe über Social-Media-Plattformen bieten, erwarten die US-Amerikaner entsprechend großzügige Wachstumsraten in diesem Bereich. Fälle von Betrug und Phishing sollen sich im Jahresvergleich um 100 Prozent steigern, die Spam-Rate 2017 sogar um satte 500 Prozent zulegen. Dabei spielten auch der Betrug mit gefälschten Konten und "integrierte Betrugstechniken" wie Fake-Apps, -Websites und -E-Mails eine bedeutende Rolle, wie das Unternehmen berichtet.

Armin Simon, Regional Sales Director Identity & Data Protection bei Gemalto, sieht hingegen auch an dieser Stelle die Verschmelzung von privater und geschäftlicher Welt als wesentliche Herausforderung für Unternehmen an: "Von gemeinsam genutzten Anmeldeinformationen bis hin zu Authentifizierungspraktiken: Consumer-Trends haben erheblichen Einfluss auf die Unternehmenssicherheit. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Daten nicht durch schlechte Angewohnheiten einzelner Nutzer kompromittiert werden".