Bertelsmann-Club mit APO-Problemen

Prognose verursacht Lieferengpässe

14.12.2001
HAMBURG (mo) - Die Einführung von SAPs R/3 beim Buchclub "Der Club" der Bertelsmann-Gruppe hat für Lieferengpässe gesorgt. Das Feintuning bei den Prognosemodellen mit dem "Advanced Planner and Optimizer" (APO) hat zu den Problemen beigetragen.

Beim Bertelsmann-Club müssen einige Kunden bei ihren Bestellungen viel Geduld mitbringen. Teilweise können die Aufträge nämlich nicht ausgeführt werden. Mitarbeiter machen dafür die neue SAP-Software verantwortlich, die das Unternehmen vor kurzem eingeführt hat.

Nach Angaben eines Firmensprechers bewegen sich die Lieferengpässe allerdings in dem zur Weihnachtszeit üblichen Rahmen. Ursache seien zum einen Bestellungen zurzeit nicht verfügbarer Produkte, zum anderen Engpässe bei den Zulieferern. Die SAP-Software sei daran nicht schuld. Dass Mitarbeiter trotzdem R/3 für die Schwierigkeiten verantwortlich machen, führt er auf die teilweise neuen Abläufe zurück.

Doch nicht nur der Faktor Mensch sorgt für Probleme. Auch die Prognose mit SAPs Planungskomponente APO trägt ihren Teil bei. Der Club hat nach Angaben von Ulrich Schichtel, verantwortlich für das SAP-Projekt, R/3 fast durchgängig eingeführt. Alle Kernprozesse werden damit abgedeckt. Nur Call-Center-Betrieb und die Abwicklung der Logistik, zum Beispiel Lagerverwaltung, werden über separate Softwarelösungen gesteuert.

APO benutzt Der Club für das Forecasting von Beständen. Für die Datenanalyse kommt außerdem das Data-Warehouse-Modul BW zum Einsatz. Zu Beginn hat APO dem Unternehmen wegen der darin zu verarbeitenden Mengen einige Probleme bereitet. Mittlerweile sei das System aber mit Unterstützung von SAP-Mitarbeitern in einen sehr stabilen Zustand gebracht worden, berichtet Schichtel.

Gravierender dürften die Anwendungsprobleme gewesen sein. Die integrierte Gesamtlösung auf der Basis von R/3 hat vorher separate Systeme abgelöst. Die neue Software erlaubt es daher nicht mehr, wie zuvor teilweise üblich, Fehleingaben oder problematische Daten rechtzeitig zu korrigieren. Sie fließen nun direkt in die Prognosemodelle ein. Den Mitarbeitern war zunächst nicht bewusst, dass ihre Eingaben nun weit reichende Konsequenzen haben. Das musste sich einspielen.

Auch die Einstellung der Algorithmen erfordert einiges Feintuning. Das sei aber kein APO-Problem, stellt Schichtel klar. Mittlerweile sind die notwendigen Einstellungen an den Modellen aber vorgenommen worden, so dass diese Schwierigkeiten nicht mehr auftreten.

Performance-Probleme mit APO gibt es dagegen nicht. Das Produkt-Forecasting läuft in ein bis zwei Stunden durch. Nach Ansicht Schichtels ist das beste Qualität. Die Bevorratung der rund 300 Läden in Deutschland erweist sich zwar als Performance-kritisch. Das liegt aber vor allem an der großen Menge von Merkmalen, die dabei anfallen. Schichtel spricht von mehreren Millionen Merkmalskombinationen. Mittlerweise erzielt das Unternehmen dort aber dank Tuning ebenfalls akzeptable Antwortzeiten.