Prognose des Marktforschungsunternehmens Ovum Neue Textprozessoren nehmen DTP-Sellern die Butter vom Brot

23.07.1993

MUENCHEN (CW) - Die Ovum Ltd. prophezeit dem europaeischen Markt fuer kommerzielle Desktop-Anwendungen in den kommenden fuenf Jahren eine jaehrliche Wachstumsrate von 16 Prozent. Ueberdurchschnittlich hohe Steigerungsraten lassen sich dabei, so das Londoner Marktforschungsunternehmen, im Textverarbeitungs-Bereich erzielen - zu Lasten der DTP-Umsaetze.

Unter dem Begriff "Business Desktop Software" haben sich die Londoner Marktforscher in der juengsten Ausgabe ihres monatlich erscheinenden Informationsdienstes "Software Product Markets Europe" mit PC-Anwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Desktop publishing und Grafik-applikationen sowie mit integrierten Paketen fuer den Desktop-Rechner beschaeftigt. Im Jahre 1997 wird mit diesen Produkten, so die Hochrechnung der Analysten, in Europa ein Umsatz von 4,5 Milliarden ECU

- umgerechnet etwa 8,8 Milliarden Mark - generiert werden.

Die besten Wachstumschancen raeumen die Ovum-Mitarbeiter dabei den Textverarbeitungs-Produkten ein, mit denen sich bis 1997 durchschnittlich 18 Prozent mehr Umsatz pro Jahr erzielen liessen. Als Begruendung fuer die ueberdurchschnittlichen Steigerungsraten im Textprozessor-Markt fuehren die Londoner Analysten an, dass viele der aktuellen Pakete den Anwendern ermoeglichten, Textdokumente von hoher Qualitaet zu erstellen, ohne dafuer ein DTP-Produkt zu benoetigen.

Diese Entwicklung impliziert naturgemaess ein vermindertes Wachstum auf dem Sektor Desktop publishing. Wie Heather Stark, Herausgeberin des Ovum-Informationsdienstes, ausfuehrt, wird der DTP-Markt jedoch auf absehbare Zeit nicht vollstaendig verschwinden: "Es gibt immer eine kleine Anzahl von Anwendern, die spezielle Funktionen wie vertikales Filing, Freiform-Textfluss, Compound Styles und Farbtrennung benoetigen."

Im Trend liegt die Ovum-Analyse hinsichtlich der wachsenden Bedeutung von Windows. Waehrend 1992 nur 43 Prozent aller Produkte unter dem GUI-Betriebssystem von Microsoft liefen, soll der Anteil der Windows-Anwendungen 1997 bei 76 Prozent liegen. Zum

Vergleich: Der DOS-Sektor, dessen Marktanteil im vergangenen Jahr noch 41 Prozent betrug, wird nach Ovum-Schaetzung innerhalb von fuenf Jahren in die Bedeutungslosigkeit - naemlich auf nur neun Prozent - absinken. Fuer das Ueberleben des DOS-Softwaremarkts spricht nach Ansicht von Stark allerdings zweierlei: die Unlust vieler Anwender, ihre Ausbildungsinvestitionen abzuschreiben, sowie die installierte Basis der nicht Windows-faehigen PCs.

Daneben hat Ovum zwei Trends ausgemacht: Zum einen wuerden die meisten Anwender ihre Rechner kuenftig vor allem zur Kommunikation benutzen, wodurch sich der Personal Computer zum "Interpersonal Computer" wandle. Zum anderen schliesse die Forderung nach Anwenderfreundlichkeit die nahtlose Integration von Anwendungen ein. Um beispielsweise innerhalb eines Dokumentes sowohl ein Spreadsheet als auch eine Textverarbeitung zu nutzen, sei es kuenftig moeglich, auf alle Funktionen simultan zuzugreifen, anstatt staendig von einer Anwendung in die andere zu springen.

Bis 1997 werden mehr als zwei Drittel aller PC-basierten Business- Applikationen unter Windows

laufen, prognostiziert die Ovum Ltd. London.