Das Multimedia-Geschäft bei Pro Sieben

Profis statt autodidaktische Allrounder

23.04.1999
von Leonie Wohrer* Die Digital Media GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Fernsehsenders Pro Sieben, setzt bei ihren Online-Angeboten auf das Know-how von Informatikern.

Ob Internet-Auftritt und Teletexte für den Fernsehsender Pro Sieben oder Texte für das Münchner Stadtinformationssystem Infoscreen an U- und S-Bahnhöfen - die Digital Media GmbH, Unterföhring, koordiniert alle Multimedia-Aktivitäten der Pro Sieben Media AG. In die Schlagzeilen geriet die Firma jüngst durch den Aufkauf der Nachrichtenagentur ddpADN. Das Unternehmen liefert über das Netz Nachrichten an alle und finanziert sich über Werbeeinnahmen und den Verkauf von News an Unternehmen.

"Als der Internet-Boom vor drei bis vier Jahren begann, gab es ganz viele von diesen autodidaktischen Allroundern, die ein bißchen schreiben und programmieren konnten", beschreibt Lutz Schumacher, Redaktionsleiter und Mitglied der Geschäftsführung bei Digital Media. Heute beliefert die 80köpfige Mannschaft von Digital Media die Dienste von Pro Sieben rund um die Uhr mit aktuellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung in Text, Bildern und Graphiken. Künftig sollen die 120 Nachrichtenmacher von ddpADN gemeinsam mit dem Hollywood-Trickstudio Areté bildgestützte Nachrichten produzieren und verkaufen. Kunden könnten dann etwa Simulationen eines Flugzeugcrashs oder Erdbebens schon kurz nach dem Ereignis ihren Zuschauern zeigen.

"In großen Medienunternehmen hat sich gezeigt, daß Sender wie Pro Sieben, die viele Dienste gleichzeitig betreuen, auch mehr in Manpower und Spezialisten investieren können, denn das Geschäft lohnt sich", erklärt Schumacher. So trenne Digital Media seit eineinhalb Jahren auch klar zwischen Redaktion und Technik. Arbeitsgruppen aus Datenbankexperten, Anwendungsprogrammierern, Producern und Web-Designern sind entstanden. Sie entwickeln und betreuen die vielfältigen Formen der digitalen Informationsverbreitung des gesamten Fernsehunternehmens.

Allerdings sind erste Berufserfahrungen Einstiegsvoraussetzung für medieninteressierte Informatiker. "Wir stellen nur Profis ein und sorgen dafür, daß sie mit ganz neuen Dingen in Berührung kommen", verspricht Redaktionsleiter Schumacher.

Zur Zeit entwickelt ein Computerlinguist mit einem Datenbankexperten ein Verschlagwortungssystem für Graphiken, Texte und Bilder. Der Wortschatz der Datenbank soll so intelligent angelegt sein, daß ähnlich wie bei medizinischen Datenbanken bei der Eingabe von Röntgenbildern automatisch auch die dazugehörende Krankheit angezeigt wird - in Text und Bild.

Im Datenbankbereich werden ausschließlich Informatiker eingesetzt, während für den Bereich Producing zum Beispiel eine Ausbildung an einer Multimedia-Akademie reicht. Zur Zeit sucht Digital Media neue Mitarbeiter für die Redaktion, für die Programmierung im Java- und HTML-Umfeld, Entwickler und Web-Designer.

* Leonie Wohrer ist freie Journalistin in Berlin.