Profile der Herausforderer

15.04.1988

Joachim Peters, Autor des Beitrags auf den Seiten 34 bis 36, skizziert im folgenden Artikel vier DTP-Programme, die seiner Auffassung nach

professionelle Ansprüche erfüllen und somit als Herausforderer der

Marktführer Pagemaker und Ventura Publisher auftreten. Zwei dieser

Produkte, Quark XPress und The Office Publisher, sind recht neu auf

dem deutschen Markt und in unserer Marktübersicht auf Seite 31 nicht

enthalten. Der Text dieser Seite ist, wie auch der andere Beitrag von

Peters, dem Buch "Desktop Publishing - was bringt's wirklich?" aus

dem Gabler-Verlag entnommen, das in kurzweiligem Stil einen Überblick über den "State of the Art" beim DTP gibt.

Neben den beiden Standards, also dem Pagemaker für Apple-Maschinen und dem Ventura Publisher für die sogenannten Kompatiblen, sind auf dem deutschen Markt folgende Programme ausreichenden Leistungsumfangs präsent:

RagTime:

Die einzige deutsche Software in diesem Feld bündelt einen einfachen Texteditor, ein Spreadsheet und ein Layoutprogramm zu einem Allroundwerkzeug. Betriebe, in denen häufig Listen zu erstellen und zu gestalten sind, sollten das Programm in ihre Auswahlüberlegungen einbeziehen. Die beiden Erkrather Autoren Kai Brüning und Thomas Everth haben den Vertrieb an den Hamburger Apple-Händler Systematics gegeben.

Ready, Set, Go:

Das Programm ist besonders für Grafiker geeignet, die mit dem Mac gern typografische Details manipulieren und kompliziertere Seiten (etwa Anzeigen) aufbauen. Neben dem üblichen Umfang an Befehlen eines Layoutprogramms hat Ready, Set, Go einen integrierten Texteditor der für kürzere Inputs ausreicht. Das, Programm stammt aus einem New Yorker Satz- und Druckbetrieb, der sich auf Software spezialisiert hat. Den Vertrieb übernahm weltweit die Firma Letraset (das sind die Leute mit den Rubbel-Buchstaben).

The Office Publisher:

Es ist das umfangreichste DTP-Programm für PCs. Es bietet - und verlangt mehr. Ein Setzer sagte uns treffend: ein Ventura Publisher für Profis. Es stammt von der kanadischen Software-Firma Laser Friendly, die als Tochter eines großen Druckhauses begann. Olivetti ist in die Firma eingestiegen und bereitet für den europäischen Markt mit dem Office Publisher offenkundig ein Kontrastangebot zu dem SolutionPac von IBM vor.

Eindeutschung und Vertrieb besorgt in der BRD das Bochumer Systemhaus b + s Multisoft, das in der Branche einen guten Ruf zu verteidigen hat. Man darf allerdings nicht übersehen, daß der Office Publisher das erste komplexe Programm von Laser Friendly ist und seine Bewährung in der Alltagspraxis, ähnlich wie die DOS-Version des Pagemaker, noch vor sich hat. Mit dieser Einschränkung ist der Office Publisher ein Geheimtip für ernsthafte Anwender aus der PC-Welt (mit einer sehr schnellen 386-Maschine mit viel RAM und schneller Harddisk).

Quark XPress:

Den professionellsten Werkzeugkasten für den Macintosh stellt das Programm Quark XPress zur Verfügung. Für den Reichtum an Features in Typographie und Seitenlayout muß der Anwender allerdings einen Preis zahlen. Manche Funktionen sind langsamer als bei Konkurrenzprodukten, die weniger feinfühlig zur Sache kommen. Empfehlenswert also nur auf dem schnellsten Macintosh.

Das Programm stammt aus dem US-Softwarehaus Quark, das erfolgreich Programme für die alten 8-Bit-Rechner von Apple geschrieben hat; der Quark XPress ist der Einstieg dieser Software-Schmiede in die Welt des Macintosh. In der BRD wird das Programm in deutscher Version vertrieben von der Bertelsmann-Tochter PublicSoft, die sich einen Namen gemacht hat mit preisgünstigen Programmen von durchaus professioneller Qualität. Der Ouark XPress in der Version, die nun ausgeliefert werden soll, bietet für Anwender, die auf dem Mac II arbeiten können, sehr viel - allerdings auch das Risiko eines Programms, das sich in der Praxis erst noch bewähren muß. Einen kapitalen Bug - anders kann man den hypersensiblen Kopierschutz nicht bezeichnen - will PublicSoft von vornherein aus dem Verkehr ziehen. Die Version ohne Kopierschutz wird in den USA übrigens als Option auch angeboten, für 100 Dollar Aufpreis.