Proficom-Erhebung sieht mobiles Faxen an der Spitze Mobilfunk: Netzbetreiber machen den Weg fuer Daten und Faxe frei

08.07.1994

MUENCHEN (pg) - Die Betreiber der Mobilfunknetze D1 und D2 schliessen in Kuerze eine Anwendungsluecke: Der Sprachkommunikation wird ab September (D1) und Oktober (D2) die mobile Datenkommunikation ueber die GSM-Netze folgen. Erhebungen sowie das Interesse von Messebesuchern an der funkgestuetzten DFUE lassen Detemobil und Mannesmann Mobilfunk GmbH sowie die Service-Provider auf eine rege Nachfrage ihrer Kunden nach Datendiensten hoffen.

Gut zwei Jahre nach dem offiziellen Startschuss fuer die beiden GSM- Netze koennen sich die Anwender nun auch auf die Uebertragung von Daten einrichten. Nach Testlaeufen in einigen Versuchsregionen wird die Mannesmann Mobilfunk GmbH in D2 den Regelbetrieb ab Oktober 1994 aufnehmen, die Detemobil Anfang September 1994 den Einfuehrungs- und im Januar 1995 den Regelbetrieb starten. Dieser kleine Unterschied im Amtsdeutsch der Detemobil beruht auf den Allgemeinen Geschaeftsbedingungen (AGBs) der Telekom. Die Phase der Einfuehrung markiert zwar den kommerziellen Start der DFUE in D1, gesteht der Detemobil rechtlich aber noch Maengel beim Betrieb zu.

Die Freigabe fuer den mobilen Datenfunk liess ueber zwei Jahre auf sich warten, weil die GSM-Netze in Deutschland wegen ihrer Sprachoptimierung zunaechst nur auf Voice-Funktionalitaet ausgerichtet wurden. Der Grund: Datensignale muessen in GSM anders kodiert werden als Sprache. Dieses Verfahren ist aufwendig und erfordert seitens der Netzbetreiber die Installation von Komponenten, die in der heissen Startphase 1992 das Zeit- und Investitionsvolumen zu sehr strapaziert haetten.

Fuer die Datenuebertragung benoetigt der Anwender einen sogenannten Daten-Service-Adapter (DSA), der drei Schnittstellen beinhaltet. Dabei handelt es sich um eine Verbindung zum Mobiltelefon, ein serielles V.24-Interface zum Anschluss eines Rechners sowie einen a/b-Ausgang, der Faxgeraete der Gruppe 3 integriert. Mittlerweile gibt es auch schon Produkte am Markt, die eine Connection zwischen Mobiltelefon und Laptop ueber eine PCMCIA-Karte realisieren.

Bezueglich der Gebuehren des mobilen Datenfunks halten sich die zwei D-Carrier noch bedeckt. Ein Sprecher der Detemobil teilte auf Anfrage der COMPUTERWOCHE mit, die Tarife seien intern bereits festgelegt, wuerden aber noch nicht veroeffentlicht. Sicher ist jedoch, dass mobiler Datenfunk den Kunden in D1 nicht als einzelner Dienst, sondern nur in Kombination mit der Sprachkommunikation angeboten wird. "Wir moechten die Datenuebertragung als Telefonie plus vermarkten", sagte der Detemobil-Vertreter. Deshalb werde zusaetzlich zum Grundpreis fuer die Sprachkommunikation monatlich eine Gebuehr fuer den Datenfunk erhoben, aber kein Einrichtungspreis. Hinzu kommen, ebenso wie bei D2, die anfallenden Kosten je nach Sendedauer.

In beiden Netzen werden Fax- und Datendienst nur auf Antrag freigeschaltet. Jeder Nutzer erhaelt dann eine eigene Rufnummer fuer diese Anwendungen. Maximal ist eine Uebertragungsrate von 9,6 Kbit/s moeglich, wobei die Verbindung in D1 vom Mobiltelefon ins Festnetz und umgekehrt aufgebaut werden kann, in D2 zunaechst nur vom Telefon aus.

Die Nachfrage nach Datenfunkdiensten scheint den Netzbetreibern und Service-Providern jedenfalls sicher. Alle konstatierten auf der CeBIT '94 und anderen Messen ein reges Interesse der Kunden an funkgestuetzten Fax- und DFUE-Anwendungen. Eine Erhebung des Dortmunder Dienstleisters Proficom in Hannover belegt diesen Trend. Von 916 Befragten nutzen, so die Studie, bereits 39 Prozent einen mobilen Rechner, 19 Prozent wollen in Kuerze ein Notebook einsetzen.

Mobiler Datenfunk und Faxtransfer sind der Umfrage zufolge fuer diese Klientel sehr wichtig. Die Rangliste der Anwendungen wird vom mobilen Faxen angefuehrt, gefolgt vom Zugriff auf Firmendaten, der Aussendienststeuerung, dem Abfragen von Kundendaten, Dateitransfer, Auftragsabwicklung, externen Datenbankabfragen und E-Mail (vgl. Tabelle).