Auswahlkriterien für Informationsanbieter:

Profi-Editierstation bringt Zeit- und Kostenbonus

10.02.1984

Editieren und editieren kann mehrerlei sein. Über Editierprogramme, die offline auf PCs laufen, bis zu den hochkomfortablen Editierstationen für den professionellen Einsatz reicht die Palette der Möglichkeiten: Rechnerunterstützung und Bildabtastmethoden unterschiedlicher Art - per Scanner oder Videokamera - ergänzen den Vorgang. Rolf Zimmermann von Dornier, Friedrichshafen, hat Punktionsumfang und Kriterienkatalog für Editierstationen im Folgenden anhand des eigenen Produktes dargelegt. Der Profi-Arbeitsplatz aus Friedrichshafen stellt allerdings einen oberen Standard im derzeit verfügbaren Hardwarespektrum dar.

Im Verlauf der nächsten Monate wird Bildschirmtext als allgemeiner Dienst der Deutschen Bundespost in den Cept-Standard überführt. Die Einsatzmöglichkeiten sind im wesentlichen bereits aus den Feldversuchen bekannt. Die dabei erprobten Teildienste Informationsabruf, Elektronische Post und Rechnerdialoge bilden auch weiterhin die Grundlage des allgemein zugänglichen Bildschirmtextdienstes der Deutschen Bundespost.

Die auffälligsten Erweiterungen des neuen Standards sind die verbesserten Darstellungsmöglichkeiten. So gibt es unter anderem

- 335 unterschiedliche Schriftzeichen (statt 95 im Feldversuch),

- 90 zusätzliche feste Grafikzeichen (Schräggrafik und Strichgrafik, vgl. Bild 1), die die 63 Mosaikgrafikzeichen der Feldversuche ergänzen,

- 94 unterschiedliche frei- definierbare Zeichen (DRCS), die vom Informationsanbieter punktweise definiert werden können und ebenso punktweise zum Teilnehmergerät übertragen werden (vgl. Bild 3),

- 32 Farben, davon acht Grundfarben wie bisher, sieben Grundfarben mit reduzierter Intensität, transparente Farben aus einem Vorrat von 4096 unterschiedlichen Farbtönen.

Aufgrund der relativ geringen Zeichenzahl je Bildschirmtextseite und der von üblichen Terminals abweichenden Darstellungsmöglichkeiten können im allgemeinen weder Texte

noch Bilder direkt von anderen Medien übernommen werden.

Man benötigt daher spezielle Bildschirmtextarbeitsplätze zur rechnerunterstützten Textverarbeitung und zur Eingabe, Überarbeitung oder weitgehend automatisierten Umsetzung von Bildvorlagen. Diese Bildschirmtextarbeitsplätze sind keine modifizierten Bildschirmtextheimgeräte mit Editiertastatur für gelegentliche Texteingabe, sondern Dauerarbeitsplätze, die nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen und, entsprechenden Arbeitsstättenrichtlinien, Sicherheitsregeln, Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen und Normen für Bildschirmarbeitsplätze (DIN 66233 und 66234) ausgelegt sein müssen.

Auch bei Erfüllung dieser Mindestanforderungen unterscheiden sich die am Markt angebotenen Bildschirmtextarbeitsplätze für den Cept-Standard im Bedienkomfort und Leistungsumfang erheblich voneinander, und natürlich auch im Preis. Hier muß der Informationsanbieter aufgrund seiner Bedürfnisse und aufgrund der Eigenschaften und Fähigkeiten seines Bildschirmtextpersonals eine Auswahl treffen.

Die in der Praxis wichtigsten und zeitsparendsten Funktionen eines

Bildschirmtextarbeitsplatzes sind Editierfunktionen zur Text- und BiIdbearbeitung. Mit solchen Funktionen können zum Beispiel bei der Überarbeitung von Texten einzelne Teile eingefügt oder gelöscht werden, der restliche Text rückt auf Tastendruck automatisch nach. Andere Funktionen erleichtern das Erstellen von Grafiken, Tabellen und Kurven und erlauben zum Beispiel das beliebige Verschieben oder Duplizieren eines Firmenzeichens, eines Bildkopfes oder anderer markierter Bereiche des Bildes, ihr Umfärben etc.

Sollen Bilder aus unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt werden, Bild- und Textteile oder auch einzelne frei definierte Zeichen kopiert und in andere Bilder übernommen werden, so ist ein Arbeitsplatz mit mehreren Bildschirmen empfehlenswert (vgl. Bild 2). Mehrere Bildschirme erleichtern auch den Vergleich von Bildern vor und nach einer Überarbeitung, die Gestaltung von dynamischen Bildern und von Diagonalabläufen und die Vorbereitung für den Bulk-Transfer zu einer Bildschirmtextzentrale.

Die Erweiterung des Schriftzeichensatzes auf 335 Zeichen macht bei Verwendung einer Tastatur normaler Größe die Belegung der einzelnen Tasten mit einer Vielzahl von Zeichen erforderlich. Eine sehr benutzerfreundliche Lösung wurde bei dem in Bild 2 gezeigten Arbeitsplatz gewählt, der auch bisher schon einen wesentlich größeren Zeichenvorrat als der Bildschirmtextfeldversuch umfaßte. Dort besitzt die Tastatur ein Schreibtastenfeld nach DIN 2137 in deutscher Version mit Zusatztasten. Alle deutschen Schreibmaschinenzeichen und die international genormten Zeichen für Dateneingabe besitzen eigene Tasten. Akzentuierte Zeichen, zum Beispiel e, e, e werden wie bei einer Schreibmaschine mit Hilfe von Akzenttasten eingegeben, nationale Sonderzeichen durch Betätigen der Sondertaste SON und anschließender Eingabe eines ähnlich aussehenden Zeichens, zum Beispiel AE durch SON Ä, OE durch SON Ö, " durch SON <, ? durch SON ? etc.

Auf ähnliche Weise werden auch die in Bild 1 dargestellten Mosaik-, Strich- und Schräggrafikzeichen eingegeben. Diese Zeichen sind besonders für Tabellen, Balkendiagramme Organigramme, Netzpläne, Ablaufpläne, Blockbilder und andere klar gegliederte Grafiken geeignet und benötigen für eine komfortable Eingabe die Umschaltung der Schreibrichtung auch nach links, unten und oben.

Auch frei definierbare Zeichen lassen sich über Schreibtaster, eingeben beziehungsweise nachträglich modifizieren. Bei dem abgebildeten Arbeitsplatz können zum Beispiel nach Umschaltung der Tastatur auf DRCS-Eingabe die maximal 94 DRCS-Zeichen mit den Schreibtasten aufgerufen werden. Auf dem Bildschirm erscheint dann ein Programmierfeld, in dem das DRCS-Zeichen punktweise aufgebaut oder überarbeitet werden kann.

Nachträglich modifizieren

Produktabbildungen und andere fotoähnliche Darstellungen (vgl. Bild 3) lassen sich nur schwer mit Hilfe einer Eingabetastatur oder eines Grafiktabletts eingeben, insbesondere wenn sie Mehrfarb-DRCS mit bis zu 16 frei wählbaren Farbtöne enthalten sollen. Auch herkömmliche optische Abtaster (Scanner) versagen, wenn beliebige Vorlagen (zum Beispiel farbige Katalogbilder) abgetastet werden sollen, wenn der Maßstab variabel sein soll oder wenn zur Reduzierung der DRCS-Anzahl und damit der Übertragungszeit sowohl DRCS-Zeichen unterschiedlicher Auflösung als auch feste Grafiksymbole gemischt verwendet werden sollen.

Die komfortabelste und zeitsparendste Eingabe bietet dann ein Video-Grafik-Abtaster, bei dem eine beliebig große Vorlage in wählbarem Maßstab mit einer Fernsehkamera aufgenommen, in hoher Abbildungsqualität digitalisiert und auf der Arbeitsplatzbildschirme dargestellt wird. Auf diesem Bildschirm können die bis zu 16 frei definierbaren Farbtöne aus der Vorlage ausgewählt und der umzuwandelnde Bildausschnitt sowie die Art der Grafikzeichen einzeln oder für den gesamten Ausschnitt festgelegt werden. Die eigentliche Umwandlung in DRCS und andere Grafikzeichen geschieht dann automatisch mit den Möglichkeiten, das Bild jederzeit nachträglich zu überarbeite und ganz oder ausschnittweise auf beliebige Stellen eines anderen Bildschirms zu kopieren.

Die Eingabe einer Produktabbildung wie in Bild 3 dauert dann noch nur wenige Minuten anstelle von vielen Stunden bei manueller Tastatureingabe. Ebenfalls erheblich sind die Erleichterungen bei der Umsetzung von nicht lateinischen Schriftzeichen, Logos, Piktogrammen und größeren Symbolen, so daß auch hier die Kosten für eine solche relativ aufwendige Einrichtung nach etwa 100 Bildern bereits durch die erhebliche Zeitersparnis aufgewogen sind.