Produkte werden international vermarktet IBM-Europachef Stanca bringt Softwaretochter CGI auf Trab Von CW-Korrespondent Lorenz Winter

17.03.1995

PARIS (CW) - Eine der ersten strategischen Entscheidungen Lucio Stancas, seit Herbst 1994 als Nachfolger Olaf Henkels Europachef der IBM, betraf das Schicksal des Ende 1993 uebernommenen Pariser Softwarehauses CGI. Schon kurz nach diesem Erwerb munkelte die Branche, IBM France habe sich am Kaufpreis von 2,5 Milliarden Franc (das 17fache des zuvor erwirtschafteten Gewinns nach Steuern bei CGI, etwa 700 Millionen Mark) ziemlich verhoben.

Tatsaechlich schien die franzoesische Big-Blue-Tochter zunaechst nicht so recht zu wissen, was sie mit der auf Standardapplikationen geeichten Firma anfangen solle. Zwar lief das Geschaeft bei CGI 1994 trotz flauer Marktlage nicht einmal uebel: Der Umsatz kletterte von 1,9 Milliarden auf 2,01 Milliarden Franc - leicht gedopt durch die Eingliederung der I-Linie von der Sema Group und des IBM-Produkts "Copics/ Cimapps". Der Gewinn nach Steuern stieg von 94 Millionen Franc auf 121 Millionen Franc.

Doch unter der Aegide des unlaengst verstorbenen IBM-France- Praesidenten Claude Andreuzza, der seine Kraft zuletzt ganz auf die finanzielle Sanierung des eigenen Hauses konzentriert hatte, blieben bei CGI strategische Impulse und Synergievorteile weitgehend aus. Nur fuenf Prozent aller Aktivitaeten des Unternehmens nutzten bisher solche Effekte, reklamierte Ende 1994 der CGI-Betriebsrat in einem Brief an IBM-Europachef Stanca. In Frankreich hiess es damals, die IBM werde sich unter Umstaenden sogar wieder von ihrem Neuerwerb trennen.

Alexandre Attal, von IBM France kuerzlich auf den neugeschaffenen Posten eines Marketing-Direktors zu CGI gewechselt, bestaetigt dazu immerhin soviel: "Eine Aufspaltung des Unternehmens nach Angebotslinien wurde in der Tat zeitweilig diskutiert, dann aber doch wieder verworfen." Statt dessen soll CGI als einheitliche Geschaeftsgruppe erhalten bleiben und kuenftig sogar als weltweit verantwortliche Business Unit fuer Standardapplikationen fungieren.

Stanca loeste deshalb Bernard Chapot als CGI-Praesident durch Christian Nivoix ab, bislang Vizepraesident fuer Marketing bei IBM France, ebenso Finanz- und Verwaltungsdirektor Patrick Monnerot- Dumaine durch Louis-Marie Launey, der ebenfalls aus dem Stall von Big Blue kommt. Gleichzeitig gab er als Aufsichtsratsvorsitzender von CGI dem neuen Vorstandstriumvirat eine eindeutige Zielvorgabe mit auf den Weg: mindestens zehn bis 15 Prozent Umsatzplus jaehrlich bis 1997. Zur Unterstuetzung verpflichtete sich die IBM- Konzernzentrale in Armonk, New York, die CGI-Produkte kuenftig auch international zu vermarkten.