Fahrplan zur Integration vorgestellt

Produkte von SSA und Baan verschmelzen

27.06.2003
MÜNCHEN (fn) - SSA Global Technologies wird die eigene Produktlinie für diskrete Fertigung mit der von Baan zusammenführen. Baans ERP-Software und "PRMS" werden demnach zu einem System verschmolzen. Die CRM-, SCM- und Integrationsprodukte von Baan sollen das Angebot abrunden.

Nach dem Willen der Investmentfirmen General Atlantic Partners und Cerberus Capital Management, die beide Firmen gekauft hatten, sollen Baan und SSA zu einem ERP-Anbieter fusionieren. "Der deutsche Markt ist für uns sehr interessant", erläutert Mike Greenough, CEO von SSA, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Derzeit setzt der Hersteller in Deutschland zwischen 30 und 50 Millionen Euro pro Jahr um und zählt etwa 220 Kunden, darunter den Novartis-Konzern und den Pharmaanbieter Merck. Greenough zufolge wächst mit der Baan-Fusion die Kundenzahl in Deutschland auf 1000 an. Zu den Wettbewerbern zählen neben SAP die Anbieter Scala, IFS und Intentia.

ERP-Fusion beginnt mit der Datenbank

Die Baan-Produkte möchte Greenough mit der eigenen ERP-Produktsparte zusammenlegen und weiterentwickeln. Dazu stehen ihm etwa 140 Millionen Dollar zur Verfügung. "Wir wollen mit einem konsolidierten Produktangebot für diskrete Fertigungsbetriebe an den Markt gehen", legt der CEO die Marschroute fest. So soll das ERP-Produkt PRMS von SSA in den nächsten zwei bis drei Jahren mit Baans ERP-System zusammenwachsen. In einem ersten Schritt der ERP-Fusion will Greenough die Datenbanken der Produkte standardisieren. Diese Phase möchte SSA in zwölf bis 15 Monaten abgeschlossen haben. Als nächstes ist geplant, weniger komplexe Module beider ERP-Produkte wie etwa die Buchhaltung, Personalwesen oder die Kreditorenverwaltung zu vereinheitlichen. Längerfristig soll es nur noch eine ERP-Software mit einer gemeinsamen Codebasis geben.

SSA stellt ERP-Software für die Prozess- und Fertigungsindustrie her, wird aber vor allem als Anbieter für Prozessfertiger wahrgenommen. In dieser Branche gefragte Funktionen bietet das Kernprodukt "Business Planning and Control System" (BPCS), das die meisten Kunden auf IBMs I-Series-Rechnern einsetzen. In den letzten Jahren hat das Unternehmen eine Reihe von Softwarefirmen aufgekauft. So ergänzte SSA sein Portfolio durch den Erwerb des Geschäftsbereichs "Interbiz" von Computer Associates mit dem für mittelständische Firmen konzipierten ERP-System PRMS. Dieses Produkt läuft wie BPCS vornehmlich auf I-Series-Rechnern. SSA verfügt im Gegensatz zu anderen Playern über keine eigenen Customer-Relationship-Management-(CRM-) und Business-Intelligence-(BI-)Lösungen. Diese Segmente deckt die Firma daher mit Programmen der OEM-Partner Applix und Cognos ab.

Während SSA Prozessfertiger bedient, richtet sich das Softwareangebot von Baan vorwiegend an Firmen mit diskreter Fertigung, also etwa an Maschinen- und Anlagenbauer. Neben dem ERP-System "Baan V" vermarktet der Hersteller Lösungen für CRM, Supply-Chain-Management (SCM), Supplier-Relationship-Management (SRM), Product-Lifecycle-Management (PLM) sowie die Integrationsplattform "Openworld X".

OEM-Partnerschaften werden beendet

Mit der Zusammenlegung der ERP-Produkte plant SSA, die bestehenden OEM-Partnerschaften aufzukündigen und stattdessen die CRM- und BI-Produkte von Baan zu vertreiben. Zudem sollen innerhalb des gemeinsamen Portfolios die SCM-, PLM- und SRM-Lösungen der Niederländer den Ton angeben. Ferner wird Baans Openworld X die zentrale Lösung zur Integration von Fremdsoftware in SSA- und Baan-Umgebungen.

In puncto Infrastrukturplattform setzt SSA auf den langjährigen Partner IBM. Aus diesem Grund hat die Firma sich entschlossen, beide Produktlinien an die "Websphere"-Plattform anzupassen. Weitere Details nannte der Hersteller hier nicht. Keine Entscheidung hat das Unternehmen hingegen in Sachen Linux-Portierung getroffen. Big Blue kooperiert bereits mit ERP-Anbietern wie J.D. Edwards und Peoplesoft. Dabei geht es darum, die Produkte an das Open-Source-Betriebssystem anzupassen sowie mit IBM-Hardware und Dienstleistungen zu vermarkten.

Weitere Firmenzukäufe geplant

Die Fusion von Baan und SSA soll nicht der letzte Deal der Investment-Gesellschaften gewesen sein. "Es stehen eine Milliarde Dollar zur Verfügung, um in den nächsten zwölf Monaten weitere Firmen zu übernehmen", so Greenough. Kurz nach der Baan-Transaktion hatte SSA das Unternehmen Ironside Technologies übernommen. Die kleine Firma aus den USA hat sich auf E-Business-Lösungen für den elektronischen Ein- und Verkauf spezialisiert. Doch Greenough hat weit größere Akquisitionspläne: So könnte sich der SSA-CEO gut vorstellen, einen der SCM-Spezialisten i2 und Manugistics oder den CRM-Marktführer Siebel Systems zu schlucken.