Gastkommentar

Produkte, die die Welt nicht braucht

07.12.2001
Wolfgang Braun Redaktionsleiter der Stock-World Media AG in Leverkusen.

Im Mittelalter hofften Menschen, aus minderwertigem Material Gold herzustellen. Solche Alchemisten gibt es auch heute noch: Sie sitzen in den Vorstandsetagen einiger Neuer-Markt-Unternehmen und versuchen, Produkte, deren Nutzen sich nur schwerlich erschließt, an den Mann zu bringen. Wahrscheinlich werden diese Firmenlenker genauso scheitern wie die Goldmacher vor einigen hundert Jahren.

Kaum Chancen sehe ich etwa bei dem Personenortungsgerät "Hyper" von der GAP AG. Sicher ist die Idee der Personenortung sinnvoll. Der Markt für Hyper ist aber allein schon deshalb begrenzt, weil sich die Anwendung ohne großen Aufwand in Mobiltelefone integrieren lässt. Zwar adressiert Hyper hauptsächlich Personenkreise wie Blinde oder Angehörige von Kleinkindern. Die bislang enttäuschenden Zahlen des Unternehmens und die mehrfache Korrektur der Prognosen lassen aber darauf schließen, dass der Absatz selbst hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Kritisch sehe ich auch die Zukunft von Mediascape. Hauptmerkmal der Richtfunktechnik der Hamburger sind die hohen Datenübertragungsraten, die schnelle Verbreitung von DSL- und Kabelanschlüssen macht Richtfunk aber schlichtweg überflüssig.

Ein prinzipiell sinnvolles Produkt bietet Abacho an. Suchmaschinen im Internet bringen Licht ins Dickicht des weltweiten Netzes. Gegen Größen wie Yahoo oder Google haben die Mannen um Ingo Endemann aber keine Chancen - und wer kennt schon Abacho?

Da für die genannten Firmen kein durchschlagender Markterfolg zu erwarten ist, droht ihnen die Zahlungsunfähigkeit, sobald die Mittel aus dem Börsengang aufgezehrt sind. Eine Alternative zur Pleite hat Mediantis aufgezeigt. Der Vorstand hat die Gesellschaft kurzerhand aufgelöst und das verbleibende Geld an die Aktionäre ausgeschüttet. Dem Neuen Markt täte es gut, wenn dieses Beispiel Schule machen würde.