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Procter&Gamble-Auftrag geht doch an EDS

18.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der IT-Dienstleister Electronic Data Systems (EDS) erhält wahrscheinlich doch den Zuschlag für den Outsourcing-Auftrag von Procter & Gamble. Da EDS seine Bemühungen um den Mega-Auftrag - firmennahen Quellen zufolge geht es um acht Milliarden Dollar und eine Laufzeit von mehr als zehn Jahren - im Juli eingestellt hatte, sah alles in den vergangenen Monaten danach aus, als ob Affiliated Computer Services (ACS) den Zuschlag erhalten würde (Computerwoche online berichtete). Nach dessen überraschendem Ausstieg ist jetzt wohl EDS der endgültige Sieger.

ACS begründete den Abbruch der seit 18 Monaten laufenden Verhandlungen mit "zu hohen finanziellen, operativen und kulturellen Risiken". Firmennahen Quellen zufolge hatte aber auch Procter&Gamble selbst Bedenken, dem IT-Dienstleister das Megaprojekt anzuvertrauen, das sich über 60 Länder erstrecken wird. Investoren und Analysten hatten ebenfalls gewarnt, dass sich ACS mit dem Deal übernehmen werde. Mit einem Anteil des Procter-&-Gamble-Geschäfts von rund 15 Prozent am Gesamtumsatz wäre ACS in starke Abhängigkeit geraten, so ihr Argument. Auf den bislang größten Kunden des IT-Dienstleisters, das US-Bildungsministerium, entfallen gerade einmal fünf Prozent der Gesamteinnahmen. "Ohne die Übernahme sind die Perspektiven von ACS viel besser und weniger riskant", fasst Carla Cooper, Analystin bei Robert Baird & Co, zusammen.

ACS wächst zwar rasant. Seit seiner Gründung im Jahr 1988 hat das Unternehmen mit Sitz in Dallas rund 60 Firmen übernommen und seinen Umsatz in dem Ende Juni abeschlossenen Geschäftsjahr 2002 auf 3,06 Milliarden Dollar gesteigert. Im Vergleich zu Branchenriesen wie IBM und EDS, die auf ein Vielfaches der Einnahmen kommen, ist ACS jedoch nach wie vor nur ein Second-Tier-Player.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen EDS und ACS erhält in einer Zeit, in der auch die IT-Dienstleister mit massiven Auftragsrückgängen zu kämpfen haben, zusätzliche Bedeutung. Gleichzeitig bestätigt der Procter&Gamble-Auftrag den Trend, dass immer mehr große Unternehmen personalintensive Aufgaben wie Human Resources (HR) oder die Finanzbuchhaltung auslagern, um Kosten einzusparen. (sp)