Unternehmensberater:

Probleme mit Rekrutierung von Nachwuchs

01.02.1980

ZÜRICH (sg) - Die Wirtschafts- und Unternehmensberater in der Schweiz erwarten auch 1980 eine andauernde günstige Geschäftsentwicklung, soweit dies das Umsatzwachstum angeht. Weniger optimistisch ist man im Hinblick auf die Gewinne. Sie dürften wohl kaum mit der Entwicklung der Honorareinnahme Schritt halten, denn die Margen zeigten bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 1979 eine zunehmende Tendenz zur Verengung.

Zur mehrheitlich positiven Geschäftsentwicklung, zu der insbesondere die in EDV-Bereichen tätigen Berater beigetragen haben, gesellt sich indes ein nicht ganz unerwartetes Branchenproblem. Dieses besteht in der Rekrutierung qualifizierter Nachwuchskräfte. Zum einen ist dies als ein Ergebnis unzureichender Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu werten, zum anderen aber besteht das Problem wohl auch noch darin, daß wirklich qualifizierte Berater häufig in die Selbständigkeit abwandern. Zumal dann, wenn sie als Spezialist für konkrete Einzelfragen ohnehin eine Sonderstellung unter den Beratern einnehmen.

Eine solche Entwicklung kann jedoch nicht im Interesse der Branche der Wirtschafts- und Unternehmensberater liegen. Damit würden früher gelegentlich geäußerte Zweifel an einem unmittelbaren Erfolg der Unternehmensberatung neue Nahrung erhalten. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem sich bei Unternehmern sowie ihren angestellten Spezialisten in Verwaltung, Produktion, Marketing, Verkauf und EDV gerade die Erkenntnis durchgesetzt zu haben scheint, daß umfassende Problemlösungen nicht ohne die Erfahrungen - negativen wie positiven - externer Berater zu lösen sind.

Gerade bei der praktischen Realisierung komplexen Organisations- und Rationalisierungsvorhaben zeigt sich zunehmend, von welcher Bedeutung der Einsatz eines Beratungsunternehmens sein kann. Zumal dann, wenn sich die Beratertätigkeit von der Erarbeitung von Konzepten zur Unternehmensplanung bis zur Realisation und Durchsetzung im Unternehmen erstreckt.

Dabei steht die technisch-sachliche Beratung nach wie vor im Vordergrund; doch werden die Probleme der psychologischen Unternehmensführung und der Bewältigung betrieblicher Konfliktsituationen immer wichtiger. Gerade im letztgenannten aber eröffnen sich neue und interessante Gebiete der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Berater.