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Pro-Microsoft-Kampagne mit fingierten Protestbriefen

24.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen einer großangelegten Protestkampagne gegen das laufende Microsoft- Kartellverfahren schrecken dem Softwarekonzern nahe stehende Interessensverbände auch nicht vor höchst zweifelhaften Praktiken zurück. Nach einem Bericht der amerikanischen Tageszeitung "Seattle Times" sollen auf dem Schreibtisch von Mark Shurtleff, dem Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Utah, bereits zwei Protestschreiben gelandet sein, deren Verfasser nachweislich längst verstorbenen sind. Zudem seien unter den mittlerweile rund 400 Protestbriefen ähnlichen Inhalts, die seit Frühjahr dieses Jahres bei der Behörde eingegangen sind, weitere Auffälligkeiten erkennbar. Immer wieder würden sich einzelne Sätze im Wortlaut genau gleichen oder die Adressen der Absender nicht stimmen.

Hinter der Pro-Microsoft-Kampagne steht die Organisation "Americans for Technology Leadership" (ATL), die von der Gates-Company zum Teil finanziert wird. Die Adressaten der Protestbriefe sind die Generalstaatsanwälte jener 18 US-Bundesstaaten, die das laufende Kartellverfahren gegen Microsoft unterstützen.

Wie der Lobby-Verband ATL erklärte, werde unter der Bevölkerung derzeit eine telefonische Umfrage zu dem Anti-Trust-Verfahren durchgeführt. Wer in diesen Gesprächen Sympathie für Microsoft bekunde, würde dazu ermutigt, einen Protestbrief zu schreiben. Dabei sei es durchaus "gängige Praxis", Interessierten bereits formulierte und adressierte Briefe zuzuschicken oder mit Formulierungsvorschlägen zu versorgen, sagte ATL-Geschäftsführer Jim Pendergeist.