Private Konkurrenz macht ihre Netze flott Im boomenden TK-Markt bleibt die Telekom AG die Nummer eins

09.12.1994

FRANKFURT/M. (vwd) - "Wachstumsmarkt par excellance" ist nach einer Analyse des Dresdner International Research Institute (Diri), einer Tochter der Dresdner Bank, die Telekommunikation. Fuer Deutschland prognostizieren die Marktforscher einen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 5,7 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2003 betrage das TK-Marktvolumen 94 Milliarden Dollar. Am staerksten wuerden die mobile Kommunikation und der Markt fuer Mehrwertdienste expandieren.

Fuer den deutschen Telekommunikationsmarkt, der durch eine vorgezogene Liberalisierung noch an Dynamik gewinnen wuerde, zeichnen sich nach Diri-Angaben folgende Trends ab: Die groessten Markt- und Wachstumspotentiale bieten Mobilfunk, Corporate Networks sowie der Bereich oeffentliche Sprach- und Datenkommunikation ueber Festnetze.

Durch den Eintritt auslaendischer Konkurrenten in den deutschen Markt wird sich der Druck auf die Markt-Protagonisten erhoehen. Um dem wachsenden Wettbewerb zu begegnen, muessen die Anbieter globale Dienste anbieten. Strategische Allianzen mit internationalen Partern wird ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein.

Im Festnetz sind angesichts der hohen Investitionen laut Diri neben der Telekom maximal ein oder zwei weitere Anbieter zu erwarten. Die Tarife, die derzeit noch in nahezu allen Bereich mehr als 50 Prozent ueber dem Auslandsniveau liegen, duerften sich mittelfristig den internationalen Gebuehren angleichen.

Dennoch glauben die Marktforscher mit Verweis auf die bereits deregulierten Maerkte in den USA und Grossbritannien, dass die Nettomargen der Betreiber ueber zehn Prozent liegen werden. Es sei daher nicht verwunderlich, dass Investoren die Aktienkurse von Unternehmen wie D2-Betreiber Mannesmann Mobilfunk trotz Verlusten und hoher Anlaufkosten in die Hoehe trieben.

Die Suche nach weiteren Boersenkandidaten mit aehnlichen Chancen fuehrt zu Energieversorgern und ihren Toechtern wie RWE (RWE Unitel), Veba (Vebacom), Viag (TB&D) oder VEW. Neben der Bundesbahn und den kommunalen Stadtwerken konnten sich diese Unternehmen auf das "Freistellungsprivileg" berufen und das TK- Monopol mit eigenen Netzen fuer die interne Kommunikation umgehen.

Die Energieversorger haben in den vergangenen Jahren leistungsstarke Infrastrukturen auf Basis von Glasfaserkabeln und digitalen Richtfunkstrecken aufgebaut, wobei deren Kapazitaet den eigenen Bedarf bei weitem uebersteigt. So unterhaelt RWE beispielsweise ein Glasfasernetz mit einer Laenge von 3600 Kilometern, die Veba und die Bundesbahn haben jeweils 2000 Kilometer Kabel verlegt.

Prognosen fuer diesen Markt sind laut Diri unsicher. Neben dem Know-how beim Betrieb der komplexen Netze und der Abrechnungssysteme spreche die Finanzkraft jedoch fuer die Energieversorger, die auch die groessten Ambitionen zeigen. "Unser Ziel ist es, zusammen mit Partnern die Nummer zwei hinter der Telekom zu werden", erklaerte Volker Hoffmann, Chef der RWE Unitel AG, Essen. Der angestrebte Marktanteil beschraenkt sich jedoch auf zehn Prozent. Die Telekom bleibt dank ihrer ausgezeichneten Ausgangsbedingungen mit anteiligen 70 Prozent unumschraenkt die Nummer eins am Markt.