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IE-Chef Dean Hachamovitch im Interview

"Privacy-Funktionen bringen das Web vorwärts"

01.02.2012
Von 
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Dean Hachamovitch ist bei Microsoft für die Entwicklung des Internet Explorers verantwortlich. Gegenüber der COMPUTERWOCHE erklärt er die Strategie hinter den automatischen Updates, den Privatsphären-Funktionen und die Rolle des IE in Windows 8.

Dean Hachamovitch ist der Hauptentwickler für den Internet Explorer bei Microsoft. Er stand nicht nur der Entwicklung des Internet Explorer 9 vor, sein Team lieferte auch die HTML5-Engine, die mit dem Mango-Update auf Windows Phone 7 Einzug hielt. Hachamovitch und sein Team stecken bereits in der Entwicklung des IE10. Dieser wird nicht nur der künftige Browser für Microsoft-Betriebssysteme, sondern treibt unter der Oberfläche auch das neue Touch-Interface von Windows 8 an. COMPUTERWOCHE traf den Corporate Vice President Internet Explorer in München und sprach mit ihm über Anti-Tracking-Funktionen, Änderungen in der Update-Strategie und Lifecycles von Microsoft-Browsern.

Dean Hachamovitch im Gespräch mit der ComputerWoche
Dean Hachamovitch im Gespräch mit der ComputerWoche
Foto: Microsoft

CW: Eine der großen Neuerungen des Internet Explorers 9 war die Einführung der Tracking Protection Lists. Mit diesen sollten Nutzer selbst entscheiden können, welche Tracking-Daten einzelne Webseiten über sie erheben können. Nach der Veröffentlichung des IE9 gab es einige Blog-Einträge von Microsoft zu diesem Thema. Danach wurde es allerdings still um diese Funktion. Was ist passiert?

DEAN HACHAMOVITCH: Dafür gibt es zwei Erklärungen. Wir haben zum einen einen Großteil der Diskussion zum World Wide Web Consortium (W3C), dem Standardisierungsgremium für das Web, verlagert. Zum anderen wird es demnächst von den Experten der Organisation Privacy International neue Listen und weitere Informationen geben, diese werden auf der Website von Privacy Online veröffentlicht.

Zu Beginn hatten wir fünf Listen für Tracking Protection, inzwischen stellen wir auf der Seite IEGallery.com 20 verschiedene Listen zur Verfügung - diese sind allerdings per Geo-IP organisiert, weswegen nicht jeder Nutzer alle Listen sieht.

CW: Warum haben Sie diesen Bereich an das W3C ausgelagert?

HACHAMOVITCH: Privatsphäre-Funktionen sind inzwischen ebenso wichtig wie Standards und Leistung, wenn es darum geht, das Web voranzutreiben. Die Standardgremien sind der perfekte Ort für diese Diskussion, da die Funktionen zur Privatsphäre nicht nur den IE betreffen.

CW: Eine andere, besonders für Firmen interessante Änderung ist im Update-Zyklus des Internet Explorers. Künftig sollen sich die Browser automatisch auf die aktuellste verfügbare Version für das jeweilige Betriebssystem aktualisieren. Vor einem Jahr sprachen wir noch darüber, dass Microsoft so ein Update nicht einfach durchsetzen kann. Was hat sich geändert?

HACHAMOVITCH: Die Erwartungen der Nutzer haben sich insofern geändert, als diese Methode Sinn macht. Der Vorteil ist, dass Anwender so schneller eine neue Version des Browsers erhalten - eine Version, die performanter, stabiler und sicherer ist.

CW: Wie sieht das bei Firmen aus, die fest definierte Umgebungen verwenden?

HACHAMOVITCH: Die neuen Versionen des Internet Explorer werden über das Windows Update ausgerollt. Firmen mit streng definierten Richtlinien können diese automatischen Updates über einen so genannten Windows Update Blocker verhindern. Firmen mit weniger strengen Richtlinien, was die Programmversion angeht, können die Updates schneller einspielen.