32-Bit-Rechner 850 kennzeichnet "Multiple Instruction Stream Processing"-Architektur:

Prime-Maxi mit 4341-Power gegen DEC-VAX

30.04.1981

WIESBADEN - Von Prime Computer, bekannt für transaktionsorientierte Minis, kommt nun ein "Supermini" als Mainframe-Konkurrenz: Mit einer Hauptspeicherkapazität von zwei bis acht MB biete das neue Flaggschiff 850, so Prime, die Rechnerleistung einer IBM 4341-2 und übertreffe damit die VAX von DEC um 60 bis 90 Prozent.

"Wir haben nicht den Ehrgeiz, den Markt der 4341 anzugehen", schränkt indessen Erwin Leonhardi, Produkt-Manager bei der Prime Computer GmbH, Wiesbaden, ein. Vielmehr

wollen sich die Wiesbadener, die bisher nach eigenen Angaben 85 Prozent ihres Umsatzes im technisch-wissenschaftlichen Bereich gemacht haben, verstärkt an Benutzer wenden, die bereit seien, eine "Mischehe" einzugehen.

Dies seien vor allem Unternehmen, die bereits technische Anwendungen auf einem Mini realisiert hätten, jedoch ihre kommerzielle DV noch im Service-Rechenzentrum abwickeln ließen. Mit diesem Konzept will Geschäftsführer Herbert Bechtel eine "grundsätzliche Umsatzverlagerung" erreichen. Bereits nach einem Jahr soll ein Viertel des Umsatzes aus kommerziellen Verkäufen stammen. Gleichzeitig strebt Bechtel 1981 "in Anbetracht des neuen Superminis" eine Umsatzausweitung um 50 Prozent an (1980 etwa 40 Millionen Mark).

Damit gibt er sich optimistischer als sein Vorgänger Dieter Holler, der zu Beginn dieses Jahres eine Quote von dreißig bis vierzig Prozent genannt hatte.

Die Architektur des Systems 850 basiert auf dem "Multi-Streaming" -Prinzip, das laut Prime in vergleichbarer Form bisher nur im IBM 3081-Prozessorkomplex angewandt werde.

Der 32-Bit-Rechner verfügt über einen Cache-Speicher von 32 KB (Tabelle). Insgesamt können 128 Terminals direkt angeschlossen werden. Der virtuelle Adreßraum pro Benutzer liege wie bei den anderen Prime-Systemen der 50er-Serie bei 512 MB. Die maximale Programmgröße wird mit 32 MB angegeben. Der neue Mini ist mit einer Primnet-Steuereinheit ausgestattet und besitzt Datex-P- und X.25-Schnittstellen. Prime-Angaben zufolge werde mit dem System 850 eine Leistungssteigerung von etwa 70 Prozent gegenüber dem bisher größten Prime-Modell 750 erreicht. In der Minimalkonfiguration soll der ab August 1981 lieferbare Rechner 750 000 Mark kosten.

Gleichzeitig mit der Ankündigung des 850-Minis gab Prime die Modifizierung der kleineren 50er-Modelle bekannt. Bei den Systemen 150-II und 250-II erzielten die Wiesbadener nach eigenen Angaben einen Leistungsgewinn von etwa siebzig Prozent. Das Modell 550-II wurde um rund 35 Prozent aufgerüstet. Es wird eine Kompatibilität der neuen Prozessoren allen bestehenden Hardware-Komponenten garantiert. Außerdem seien alle früheren Modelle, auf die neue Serie aufrüstbar. Für alle Einheiten der neuen IIer-Modelle verspricht Prime eine Reduzierung der Wartungspreise um bis zu zwanzig Prozent.