Pressespiegel

13.10.1995

"Der Spiegel" ueber Apple: Nun wird es eng fuer den Apple-Chef. Die Firmenkontrolleure sollten seine Entlassung "ernsthaft erwaegen", fordert das Technologiefachblatt Upside. "Der Firma geht es heute nicht besser als bei seinem Antritt." Der Konzern hat zwar wegen der Benutzerfreundlichkeit seiner Computer ein glaenzendes Image. Aber er ist schon seit mehr als 10 Jahren in der Defensive. Knapp 80 Prozent der weltweit verkauften PCs laufen auf dem System, das der Softwaregigant Microsoft gemeinsam mit dem Computerriesen IBM zum Industriestandard machte. Apple gilt als technisch hochinnovativ - aber wirtschaftlich nicht besonders erfolgreich.

"Das Capital" haelt Windows 95 fuer ein strategisches Produkt: Hat er Erfolg, koennte sich Gates zum Herrscher des Multimediazeitalters aufschwingen. Wie ein Spinnennetz durchzieht das PC-Betriebssystem Windows heute schon die neu entstehende Multimediawelt der rund 200 Millionen Personal-Computer. Weil jeder Nutzer eines Windows-PC kuenftig nur noch auf das MSN-Symbol auf seinem Bildschirm klicken muss, um online zu sein, koennte Microsofts Vorherrschaft unangreifbar werden.

"Die Woche" ist skeptischer: In den USA ist die Nachfrage bereits deutlich gesunken: Verkauften die Haendler in der ersten Woche noch Software-Pakete fuer 108 Millionen Dollar (153 Millionen Mark), waren es einen Monat spaeter nur noch 33 Millionen (47 Millionen Mark). "Die Absatzerwartungen waren wohl etwas ueberzogen", sagt Steffen Wauer von DB Research, der Analyse-Abteilung der Deutschen Bank. Zwar hat Microsoft Deutschland noch vor der offiziellen Praesentation an rund 25000 Unternehmen Testversionen verschickt. Wie viele Betriebe die Software daraufhin gekauft haben, ist aber offen. Nur wenige Firmen-Computer eignen sich fuer das umfangreiche Programm. Damit es einwandfrei funktioniert, muessen Umsteiger leistungsfaehigere Rechner und neue Anwendungsprogramme anschaffen, die Mitarbeiter auf dem neuen Betriebssystem schulen.