Pressespiegel

31.05.1996

"Der Spiegel" über Telefonieren per Internet: Doch wenn die Zahl der PC-Quasseler ansteigt und das Internet-Telefonieren zum Massenphänomen wird, "geraten die Telefongesellschaften gewaltig unter Druck", ahnt James Clark, Gründer der Internet-Aufsteigerfirma Netscape. Auch Eli Noam vom New Yorker Columbia Institute for Tele-Information warnte die Telekom-Manager Anfang Februar bei einem Besuch in Bonn: "Das Internet wird die heutige Basis der Telefongesellschaften untergraben." (...) Schon formiert sich bei den Telefonfirmen erster Widerstand gegen die drohende Invasion der Internet-Plauderer. Die Schweiz hat Privatleuten das Telefonieren im Internet verboten, in Kanada liegt die Fernmeldeaufsichtsbehörde im Clinch mit einem Anbieter der neuen Technik. Mit einer Eingabe in Washington wollen sich 130 kleinere Telefonfirmen in den USA gegen das Internet-Telefon wehren. Doch die Chancen stehen schlecht, denn die Regulierungsbehörde FCC ließ bereits durchblicken, daß sie die neuen Anbieter nicht bremsen will. Ohnehin läßt sich ein Verbot nicht durchsetzen. Denn auf der Infobahn kann niemand feststellen, was sich wirklich hinter den Bits und Bytes verbirgt - Daten oder Worte.

Das "Handelsblatt" über Zuständigkeiten für eventuelle Multimedia-Gesetze: Ob schon Rundfunk oder noch Telekommunikation ist technisch kaum zu klären. Vor allem ist es eine Frage der Interpretation und damit - das ist die deutsche Aktualität - des politischen Standpunktes. So ist es nur vordergründig ein Medienstreit zwischen Bund und Ländern. Es ist vielmehr eine Auseinandersetzung über Grundüberzeugungen. Es geht letztlich um die Frage: Ob es dem Bürger einer "civil society" selbst überlassen bleiben soll, wie er auf das Medienangebot reagieren will. Oder ob der Bürger weiterhin des paternalistischen Schutzes des Staates vor echter oder vermeintlicher medialer Unbill bedarf.

"Die Zeit" sieht für Olivetti die "französische Lösung": Zunächst einmal muß Olivetti in diesem Jahr einen ausreichenden Betriebsertrag erzielen. Sehr viel wird dann davon abhängen, welche Partner sich für die Bereiche finden lassen, in denen Olivetti Hilfe von außen nötig hat. Auffällig viel ist jüngst von den französischen Unternehmen France Télécom und Machines Bull die Rede. Dabei soll De Benedetti an eine europäische Zusammenarbeit im Bereich Geschäftsinformatik denken, wofür Bull in Frage käme. Und France Télécom könnte den italienischen Markt für Mobiltelefone und feste Nachrichtenverbindungen mit Olivetti als Steigbügelhalter aufzurollen versuchen. Die Gruppen könnten eventuell Aktien tauschen, doch geht es in keinem Fall um beherrschenden Einfluß bei Olivetti. "Die Gesellschaft ist zwar gegen Übernahmen nicht mehr gefeit, aber ich halte so etwas nicht für möglich", erklärt Carlo De Benedetti kategorisch. Vielleicht wäre er insgesamt doch froh, wenn ein potenter Partner ihn von den drückenden Verlusten befreien würde.

"Die Woche" beschreibt, wie die Telekom auf sinkende Umsätze reagiert: In ihrer Not verfügten die Manager vergangene Woche eine "Ausgabesperre für das Werbebudget" (ca. 800 Millionen Mark). Vorstandsmitglied Detlev Buchal erhielt den Auftrag, weitere Einsparpotentiale in zweistelliger Milliardenhöhe für die nächsten Jahre zu suchen. Da paßt es den Telekom-Gewaltigen überhaupt nicht, daß sich jetzt auch noch die EU-Kommission bei den Geschäftskunden-Rabatten querlegt. Sie sollten dem Unternehmen ordentliche Gewinne einbringen. Immer drängender fragen nun deutsche und internationale Anleger, denen die Telekom in einer einzigartigen Werbekampagne ihre Aktien schmackhaft zu machen versucht, nach harten Fakten: Kosten, Umsatz, Gewinnerwartung - Shareholder Value. Auch für die Telekom gilt: An der Börse zählen schwarze Zahlen mehr als bunte Prospekte.

Über explodierende Manager-Gehälter berichtet die "Wirtschaftswoche": Besonders mißlich: Gerade in einem Jahr der Massenentlassungen steckten die Unternehmenschefs rund 30 Prozent mehr ein. Seit 1990 sind die Managervergütungen um 92 Prozent gewachsen, die Unternehmensgewinne aber nur um 75 Prozent und die Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer um magere 16 Prozent. Wenn sie überhaupt noch in Lohn und Brot standen: Allein 1995 bauten US-Großunternehmen rund 440000 Jobs ab. Das Magazin "Newsweek" stellte denn auch in einer Titelgeschichte Gehälter und die Zahl der gefeuerten Mitarbeiter gegenüber und resümierte: "Früher waren Massenentlassungen eine Schande - heute werden sie von Wall Street belohnt."