Pressespiegel

17.05.1996

Die "Wirtschaftswoche" fürchtet den GAU zum Wechsel in das Jahr 2000: Es geht darum, daß Löhne und Renten pünktlich ausbezahlt, Rechnungen gestellt oder Just-in-time-Lieferungen auf den Weg gebracht werden. Es geht darum, daß [20] Polizei, Atomkraftwerke und öffentliche Verwaltungen weiterhin zuverlässig arbeiten. Zwar werden die Rechner nicht gleich abstürzen und die Systeme kollabieren, wenn das Datum nicht stimmt. Wie an jedem anderen Tag werden die Computer in der Sylvesternacht 1999 surren und leise klacken, Zahlen multiplizieren, konkrete Ergebnisse ermitteln - nur, "daß diese Ergebnisse mit der realen Welt nichts zu tun haben", wie IT-Experte William Ulrich anmerkt. Überall lauert das Risiko: "Jeder Computer, jede Software, die nicht getestet wurde, stellt eine Gefahr dar", beschwört Ulrich das drohende Unheil.

"Die Zeit" moniert, daß Polizei und Sicherheitsbehörden demnächst voraussichtlich unbemerkt auf Online-Dienste und Mailboxen zugreifen können: Je mehr der Staat das Fernmeldegeheimnis schwächt, um so häufiger werden Kundinnen und Kunden zur Selbsthilfe schreiten und ihre Daten verschlüsseln. Die nötige Software ist allgemein verfügbar von dem populären Programm PGP gibt es schon eine Variante, die Telefongespräche verschlüsseln kann.

Wieder einmal stimmt der "Spiegel" ein großes Lamento über den Wirtschaftsstandort Deutschland an: Die Wirtschaftskraft des Landes hält, trotz Aufschwung in den Achtzigern und Einheitsboom zu Beginn der neunziger Jahre, mit dem Ausbau des Sozialstaats nicht mehr Schritt. Wenn es weitergeht wie bisher, geht es weiter bergab. Nun träufeln die bitteren Wahrheiten ins Bewußtsein der Deutschen. Viele können es noch gar nicht fassen: Ihr Schlaraffenland ist abgebrannt. Überall züngelt es. Die kurzen Arbeitszeiten, die vielen Urlaubstage, der bequeme Vorruhestand - was bleibt davon übrig? Hohe Löhne und sichere Pensionen - wie lange noch? Und was wird aus der staatlich organisierten Versicherung gegen Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pflegefallrisiko?