Pressespiegel

12.04.1996

Das "Handelsblatt" ueber Telekommunikationsmaerkte: Liberalisierung ist fuer Amerikaner oft die Liberalisierung der anderen. So offen, wie haeufig geruehmt, ist der Markt nicht. Freiwillig geben weder die Regierung noch die Wirtschaft etwas her - und was sie in Freihandelsvertraegen zugestanden haben, wird ihnen zu Hause von Politikern wie dem Praesidentschaftsbewerber Pat Buchanan um die Ohren gehauen, auch wenn der TV-Kommentator die Wirtschaftspolitik populistisch verzerrt. Die Probe aufs Exempel kommt 1998. Dann duerfen sich auslaendische Telefongesellschaften auf dem voellig liberalisierten deutschen Markt tummeln. Aufsichtsbehoerden wie die FCC werden aber den Zugang zum amerikanischen Telefongeschaeft immer noch streng kontrollieren.

Das Magazin "Personalwirtschaft" zum Thema Weiterbildung: Den Humbug vom Lernenden Unternehmen loest gerade das Atmende Unternehmen ab. Beide Bilder fuehren in die Irre. Schliesslich koennen nur Lebewesen atmen und lernen. Und wer vor allem aeltere Mitarbeiter abbaut, scheint vom Erlernten und von der Erfahrung sowieso nicht viel zu halten. Kein Wunder also, wenn viele nun das Heil im EDV-gestuetzten Selbstlernen sehen. Damit laesst sich zwar die Wissensvermittlung verbessern, nicht aber die Sozialkompetenz. Noch fehlen Qualitaetskriterien und ergonomische, didaktische und technische Standards. Ohne Trainer und Moderatoren geht es auch in Zukunft nicht.

Die "Wirtschaftswoche" sprach mit dem deutschen IBM-Boss Edmund Hug:

Wirtschaftswoche: Ist die deutsche Gesellschaft noch nicht reif fuer die Online-Welt? Der wirtschaftliche Erfolg haengt doch davon ab, wie die Konsumenten solche Angebote nutzen.

Hug:Wir haben da noch einen erheblichen Weg vor uns. Sowohl politische als auch wirtschaftliche Entscheidungstraeger und Meinungsbildner haben oft noch eine zu grosse Distanz. Den meisten ist noch nicht ausreichend klar, dass wir die Informationsgesellschaft aktiv gestalten muessen. Sonst werden wir ueberrollt. Wir duerfen uns nicht nur theoretisch damit auseinandersetzen, sondern muessen uns vor die Geraete setzen und damit arbeiten. Aber ich sehe auch, dass sich etwas bewegt.

US-Berater James Champy im Gespraech mit der "Woche": Beim Reinventing geht es um den Kern und Zweck des Unternehmens. Es hat zwei Teile: Sie muessen Ihr Geschaeft zu verstehen suchen. Wo liegen die wirklichen Qualifikationen des Unternehmens? Was unterscheidet es von anderen? Wo investiere ich? Was muss ich kaufen, was verkaufen? Im zweiten Schritt gehen Sie auf den Markt: Was will der Kunde wirklich? Dann wieder einen Schritt zurueck: Welche Faehigkeiten brauche ich dafuer? (...) Ich hatte den Einzelhandel zunaechst nicht darauf (auf der Liste, Anm. der Red.), weil ich glaubte, er leide nur unter Ueberkapazitaet. Aber die Technologie fuehrt auch hier zu einem Strukturwandel. Jede Branche, die von Medien, Informationstechnologie oder Telekommunikation betroffen ist, muss sich neu definieren.